392 Entwicklungstendenzen der Personalwirtschaftslehre
Wenn man bereit ist, dies als wissenschaftsprogrammatische Forderung zu akzeptieren, so liegen damit auch einige Orientierungen für die Weiterentwicklung der Disziplin Personalwirtschaftslehre fest.
II Entwicklungstendenzen: Integration und Differenzierung
Bei Aussagen über künftige Entwicklungslinien insbesondere im sozialwissenschaftlichen Bereich ist naturgemäß der subjektiven Spekulation bzw. individuellen Präferenzen breiter Raum geöffnet. Dies gilt um so mehr, je weiter die „Analyselinse“ geöffnet wird und je mehr die individuelle normative Position ins Spiel kommt und damit eher Entwicklungserfordernisse thematisiert werden. Unter diesem Vorbehalt sind entsprechend auch die folgenden Perspektiven zu sehen.
Versucht man Tendenzaussagen zu kategorisieren, so lassen sich zumindest drei Kategorien unterscheiden:
a) Tendenzen, die sich als Extrapolation der Ergebnisse einer rein deskriptiven Analyse von Indikatoren erweisen, welche die gegenwärtige Entwicklung der Disziplin zu beschreiben in der Lage sind. Solche Indikatoren sind z.B. Publikationen und Forschungsschwerpunkte. Eine Tendenzaussage dieser Art wäre z.B. die folgende:
Unter dem Druck der Arbeitsmarktgegebenheiten wird sich die Personalwirtschaftslehre, ausgehend von der derzeitigen Modelldiskussion, intensiver mit den Fragen des Arbeitszeitmanagement beschäftigen(müssen)!2. Inhalt dieser Forschungsarbeit wird die Analyse der Implikationen unterschiedlicher Modelle bezüglich personalwirtschaftlicher Kriterien sein.
Zu wesentlich spekulativeren Ergebnissen führt die Integration von gesellschaftlichen Entwicklungstendenzen in den Analyserahmen, insbesondere wenn diese die Unternehmen noch nicht voll erreicht haben und die Einschätzung ihrer personalwirtschaftlichen Relevanz damit mehr oder weniger von der„Weitsichtigkeit“ des einzelnen Fachvertreters abhängt. Eine Tendenzaussage dieser Art wäre z.B.:
Die gesellschaftliche Entwicklung deutet auf einen Wertewandel hin, der „Arbeit“ und„Leistung“ als Wertmaßstäbe in Frage stellt. Die betrieblich relevante Folge ist ein Nachlassen der intrinsischen Arbeitsmotivation und ein vermindertes Karriereinteresse, was die Notwendigkeit einer Umstrukturierung des betrieblichen Anreizsystems bedingt. Die Personalwirtschaftslehre hat hierfür die entsprechenden Grundlagen zu schaffen.