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Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
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394 Entwicklungstendenzen der Personalwirtschaftslehre

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stärkeren Wertedifferenzierung als in der Vergangenheit ausgegangen werden. Die Differenzierung bewegt sich dabei nicht nur auf der eher auf das gesell­schaftliche Bewußtsein abhebenden Dimension,materialistisch-post-materiali­stisch, sondern auch auf der von jedem Wertewandel unberührten, etwas schlichteren Unterscheidung zwischen solchen Mitarbeitern, die in ihrer Arbeit (zumindest einen Teil ihrer) Erfüllung suchen, und solchen, die derartiges nicht im Sinne haben ohne deswegen gleich als arbeitsscheu abqualifiziert werden zu dürfen. DerZeitgeist suggeriert eine dominante Besetzung der erstgenann­ten Gruppe, was dann z.B. verstärkte Forderungen nach mehr Partizipation nur als logisch erscheinen läßt. Ob die Realität dem aber entspricht, muß bislang als dahingestellt gelten. Zweifelsfrei aber ist es legitim, wenn Arbeitsverhalten schwergewichtig durch andere Motive bestimmt wird, als jene, auf welche die Herzbergschen Motivationen abzielen(z.B. Übertragung von mehr Verantwor­tung, Karriereangebote).

Die Handhabung von Tendenzen, sei es des Wertewandels oder der Wertediffe­renzierung, durch das betriebliche Personalmanagement erfordert ein hohes Maß an Sensibilität und Flexibilität. Es ist offenkundig, daß eine undifferenzier­te Gestaltung des Anreiz-Instrumentariums insbesondere bei der darin liegen­den Gefahr der Schematisierung nur von eingeschränkter Wirksamkeit sein kann.

Auch die Kriterien der ökonomischen Effizienz bedürfen stärkerer Differenzie­rung. Dies gilt insbesondere für Aspekte der mittel- und längerfristigen Stabili­tät, z.B. im Sinne der Entwicklung einer effizienz-förderlichen Organisations­kultur, wie auch der Flexibilität als Grundlage organisationserhaltender Innova­tion. Das häufig dominante Kriterium kurzfristiger Produktivität erweist sich als um so problematischere Orientierungsgröße für personalwirtschaftliches Han­deln, jeschwieriger(i.S. von komplex und dynamisch) die Umweltsituation sich darstellt.

Die Differenzierung im Bereich der ökonomischen Werte kann auf einerhöhe­ren Ebene der Wertorientierung einen integrativen Prozeß der Wertentwick­lung in Gang setzen.

Als Ausdruck einer solchen Integrationstendenz im Wertebereich soll hier die These formuliert werden, daß die Kategorien der ökonomischen und der sozia­len Effizienz zunehmend überlagert werden durch eine übergeordnete Kategorie, die alsgesellschaftliche Effektivität bezeichnet werden kann!®,

Damit wird der durchaus nicht neuen Forderung Rechnung getragen, daß sich Unternehmen als gesellschaftliche Institutionen zu begreifen haben Unterneh­menspolitik damit immer auch ein Stück Gesellschaftspolitik ist. Auf die Bedeu­tung dieser Beziehung wurde in der personalwirtschaftlichen Literatur wohl zum ersten Male explizit durch von Eckardstein und Schnellinger hingewiesen!