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394 Entwicklungstendenzen der Personalwirtschaftslehre
BEeGH———
stärkeren Wertedifferenzierung als in der Vergangenheit ausgegangen werden. Die Differenzierung bewegt sich dabei nicht nur auf der eher auf das gesellschaftliche Bewußtsein abhebenden Dimension,„materialistisch-post-materialistisch“, sondern auch auf der von jedem Wertewandel unberührten, etwas schlichteren Unterscheidung zwischen solchen Mitarbeitern, die in ihrer Arbeit (zumindest einen Teil ihrer) Erfüllung suchen, und solchen, die derartiges nicht im Sinne haben— ohne deswegen gleich als arbeitsscheu abqualifiziert werden zu dürfen. Der„Zeitgeist“ suggeriert eine dominante Besetzung der erstgenannten Gruppe, was dann z.B. verstärkte Forderungen nach mehr Partizipation nur als logisch erscheinen läßt. Ob die Realität dem aber entspricht, muß bislang als dahingestellt gelten. Zweifelsfrei aber ist es legitim, wenn Arbeitsverhalten schwergewichtig durch andere Motive bestimmt wird, als jene, auf welche die Herzbergschen Motivationen abzielen(z.B. Übertragung von mehr Verantwortung, Karriereangebote).
Die Handhabung von Tendenzen, sei es des Wertewandels oder der Wertedifferenzierung, durch das betriebliche Personalmanagement erfordert ein hohes Maß an Sensibilität und Flexibilität. Es ist offenkundig, daß eine undifferenzierte Gestaltung des Anreiz-Instrumentariums— insbesondere bei der darin liegenden Gefahr der Schematisierung— nur von eingeschränkter Wirksamkeit sein kann.
Auch die Kriterien der ökonomischen Effizienz bedürfen stärkerer Differenzierung. Dies gilt insbesondere für Aspekte der mittel- und längerfristigen Stabilität, z.B. im Sinne der Entwicklung einer effizienz-förderlichen Organisationskultur, wie auch der Flexibilität als Grundlage organisationserhaltender Innovation. Das häufig dominante Kriterium kurzfristiger Produktivität erweist sich als um so problematischere Orientierungsgröße für personalwirtschaftliches Handeln, je„schwieriger“(i.S. von komplex und dynamisch) die Umweltsituation sich darstellt.
Die Differenzierung im Bereich der ökonomischen Werte kann auf einer„höheren Ebene“ der Wertorientierung einen integrativen Prozeß der Wertentwicklung in Gang setzen.
Als Ausdruck einer solchen Integrationstendenz im Wertebereich soll hier die These formuliert werden, daß die Kategorien der ökonomischen und der sozialen Effizienz zunehmend überlagert werden durch eine übergeordnete Kategorie, die als„gesellschaftliche Effektivität“ bezeichnet werden kann!®,
Damit wird der durchaus nicht neuen Forderung Rechnung getragen, daß sich Unternehmen als gesellschaftliche Institutionen zu begreifen haben— Unternehmenspolitik damit immer auch ein Stück Gesellschaftspolitik ist. Auf die Bedeutung dieser Beziehung wurde in der personalwirtschaftlichen Literatur wohl zum ersten Male explizit durch von Eckardstein und Schnellinger hingewiesen!”