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Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
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Entwicklungstendenzen der Personalwirtschaftslehre 397

einem Abstraktionsniveau, das den spezifischen Problemen weder einzelner Or­ganisationstypen noch der verschiedenen Beschäftigungsgruppen Rechnung tra­gen kann, oder sie beschränkt sich(i.d.R. implizit) in ihrem Aussagenbereich auf die Probleme einer relativ schmalen hierarchischen Ebene des mittleren Ma­nagement. Eine differentielle Personalwirtschaftslehre hat sich demgegenüber, z.B. institutionenbezogen, auch den spezifischen Personalproblemen der öffent­lichen Verwaltung, mittelständischer Handelsbetriebe, multinationaler Unter­nehmen etc. zu widmen, personalbezogen den Problemen einzelner Mitarbeiter­gruppen. Die Entwicklung derartig differenzierter Aussagensysteme führt nicht nur zu einer wichtigen Bereicherung des Theorienbestandes, sondern auch zu einer erheblich verbesserten Erfüllung ihrer pragmatischen, wirklichkeitsgestal­tenden Funktion.

Auch auf dieser Ebene gilt daher das Primat der Differenzierung.

3 Integration und Differenzierung im Bereich der praxeologischen Aussagen

Bezüglich der Entwicklung im Bereich der praxeologischen Aussagen werden wohl zwei Tendenzen ineinander greifen: zum einen die Ableitung von Gestal­tungsempfehlungen auf der Grundlage der angesprochenen Weiterentwicklung des Theoriebestandes, wo insbesondere in derdifferentiellen Personalwirt­schaftslehre einiges Potential zu vermuten ist, zum anderen die Beschäftigung mit aktuellen Praxisproblemen auf der Grundlage der gegenwärtig weitgehend schon vorhandenen Erkenntnisbasis. Letztere Tendenz ergibt sich aus einer zu erwartenden bzw. zu erhoffenden Intensivierung des Verhältnisses zwischen Theorie und Praxis. Problemstellungen dieser Art, deren Aktualität in der nahen Zukunft sich bereits heute absehen läßt, sind z.B. die Flexibilisierung des Be­schäftigungsvolumens durch ein konsequentes Arbeitszeitmanagement oder die innerorganisatorische Verarbeitung von Prozessen des technischen Wandels, der insbesondere den Verwaltungsbereich in den nächsten Jahren stark beeinflussen könnte. Weitere Impulse für die Abgrenzung solcher Problemstellungen werden sich aus der wirtschaftlichen Entwicklung, die wohl mittelfristig v.a. durch eine Begrenzung des Wachstums gekennzeichnet sein wird, ergeben. In den Mittel­punkt des Interesses könnte dabei die Struktur des Anreizsystems treten, das einerseits den enger werdenden ökonomischen Spielräumen und andererseits der bereits angesprochenen gesellschaftlichen Wertedifferenzierung Rechnung trägt.

Die Gestaltungskonsequenzen, die sich aus der Weiterentwicklung des personal-|

wirtschaftlichen Theorienbestandes i.S. eines differentiellen Ansatzes ergeben, wurden bereits angedeutet. Sie bestehen global gesehen im Abgehen von Lösungen nach dem Prinzip desOne best way mag dieser auch noch so an­spruchsvoll sein zugunsten einer Gestaltung nach Maßgabe interindividueller auf die Arbeit bezogener Differenzen. Gelänge die organisatorische Implemen­

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