Druckschrift 
Russlands Landwirtschaft und ländliche Siedlungen in der Transformation / Hans Viehrig
Entstehung
Seite
37
Einzelbild herunterladen

Im europäischen Norden reicht hier die frostfreie Periode von Mitte Mai bis September und erreicht maximal 120/130 Tage. Damit wird auch die Wachstumsperiode für die hier dominierenden Futter- und Gemüsekulturen stark eingeschränkt. Die Landwirtschaft ist hier ohnehin auf eine regionale und örtliche Eigenversorgung orientiert. Es herrschen nährstoffarme Böden vor, die bei agrarischer Nutzung der Kalkdüngung und zeitweise auch der Entwässerung bedürfen. In der Landnutzung dominieren neben Wäldern und Mooren Heuwiesen und Naturweiden. Insgesamt bestehen für die Landwirtschaft wenig Spielräume. In Karelien beträgt so der Anteil der LN an der Gesamtfläche der Republik nur ca. 1%(2001), im Gebiet Wologda auch nur 8%(SELSKOE CHOZJAJSTVO v ROssıl 2002, S. 195)

Westsibirischer Teil

Im Vergleich zum europäischen Taiga-Gürtel werden die thermischen und hygrischen Verhältnisse in der borealen Waldzone Westsibiriens durch die angewachsene Kontinen­talität und die hohen Breitengrade geprägt.

Tab. 3.3.1.2-2: Meteorologische Daten der Station Chanty-Mansisk(61° N, 69° E, Höhe

46 m)

Quelle: STRÄRER 1999, S. 16 weränder):

Eine Milderung der Wintertemperaturen wird gegenüber Ostsibirien im Norden West­sibiriens durch zyklonale Einflüsse im Raum des sonst dominierenden winterlichen Asienhochs herbeigeführt(vgl. WEISCHET/ENDLICHER 2000, S. 574). Dabei beträgt die Dauer der Schneedecke unter 60°N immer noch 200 Tage und beginnt erst Ende April zu schmelzen(ebenda). In dem verhältnismäßig warmen, aber kurzen Sommer sind die Temperaturverhältnisse denen Nordeuropas vergleichbar und dann fällt auch der Hauptteil der Niederschläge. Frostfrei bleiben im borealen Bereich Westsibiriens nur 2-3 Monate. Klimatische Ungunst, weithin vermoorte Flächen und Moorseen sowie Wald­bedeckung lassen eine agrarische Nutzung nur sehr eingeschränkt zu, meist nur auf trockeneren Talterrassen im Umfeld der Städte und Bergbausiedlungen. Auf Naturweiden spielen vereinzelt Rinder- und Rentierhaltung eine wirtschaftliche Rolle.

Ostsibirischer und fernöstlicher Teil

Die boreale Waldzone Ostsibiriens unterscheidet sich auch in agronomisch wichtigen Merkmalen von der Westsibiriens. Im Winter dominiert langzeitlich und intensiv das asiatische Kältehoch mit Kern über Baikalien, das sich auch bald nach einem kurzen, strahlungsreichen und warmen Sommer schon Anfang Oktober wieder aufbaut (WEISCHET/ENDLICHER 2000, S. 586). Die klimatischen Verhältnisse sind extrem kontinen­tal geprägt. Im Winter beherrschen sehr kalte Arktisluftmassen das Temperaturregime, im Sommer gelangen dann entlang der Polarfront Luftmassen aus West-Südwest nach Ostsibirien.

37