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Russlands Landwirtschaft und ländliche Siedlungen in der Transformation / Hans Viehrig
Entstehung
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STATIST. EZEGODNIK 2003, S. 420-423). Eine ähnliche Entwicklung ist im Umland von St.Petersburg zu erkennen(Zuwachs bei Gemüse 12%, Milch 16%, Fleisch sogar 50%) (ebenda).

Insgesamt kann Russland auf seinem Agrarmarkt auf den Standortvorteil seiner subkontinentalen Ausdehnung und dem damit verbundenen Potential an Austausch­beziehungen zwischen den Regionen zurückgreifen.

3.5 Wandel der Vermarktungsstrukturen

Bis zu Beginn der 90er Jahre wurde die sowjetischen Agrarwirtschaft 1992/ 93 von einem System administrativer Produktions- und Verteilungsplanung beherrscht. Noch bis 1992 versuchte der Staat in Russland die Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse durch Ablieferungsquoten zu regulieren(bei Getreide bis zu 35% der Ernte)(WANDEL 2001, S. 73). Erst 1993 zog sich der Staat weitgehend aus dem Aufkaufgeschäft zurück, schaffte die Pflichtablieferung ab und ebnete den Weg für die Privatisierung des Aufkaufs von Agrarprodukten.

3.5.1 Liberalisierung des Aufkaufs und der Vermarktung

Es bildeten sich im Rahmen der Privatisierung neue Rechtsformen der Betriebe heraus. So entstanden neben reorganisierten Großhandelseinrichtungen der Vergangenheit zahl­reiche neue Firmen unterschiedlicher Größenordnung. Dabei ist die Zahl der Zwischen­händler und Aufkäufer in den ländlichen Regionen stark angewachsen(vgl. KOZLOV 2004, S. 68). Infolge der mangelhaften Leistungskraft vieler Betriebe und ihrem noch unzu­reichenden Marktzugang erreicht der Anteil des Marktprodukts am betrieblichen Produk­tionsaufkommen(Realizacija) meist völlig ungenügende Werte. Sie sind nach Betriebs­typen unterschiedlich hoch, wobei besonders bei kleinen Fermerbetrieben und den Hauswirtschaften der Subsistenzcharakter der Produktion weitaus überwiegt(vgl. Tab. 3.5.1-1).

Tab. 3.5.1-1: Marktumsatz(Realizacija) in der Landwirtschaft Russlands nach betrieb­lichen Grundtypen und wichtigen Agrarprodukten 2001

Grundtyp Me "Hauswirtschaften|__- 1 8[0| 21 1

Quelle: Nach SELSKOE CHOZJAJSTVO V Rossır 2002, Tab. 6.3, S. 95.

Auf dem Hintergrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage vieler Betriebe sind seit langem Bartergeschäfte von großer Bedeutung und auch in den letzten Jahren nicht verringert worden. Beispielsweise betraf das in den Großbetrieben 1995 13% und 2001 sogar 27% des Getreideabsatzes(SELSKOE CHOZJAJSTVO v Rossır 2002, S. 94). Aufkauf und Zwischenlagerung von Agrarprodukten für die föderalen und regionalen Lebens­mittelfonds(u. a. für die Versorgung von Moskau und St.Petersburg, des Hohen Nordens und der Staatsreserven), führen von der Regierung beauftragte Unternehmen durch. Im Jahre 2000 waren 16% des Getreide- und 33% des Fleischaufkommens davon betroffen (VOPROSY STATISTIKI 11/2001, S. 34).

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