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Moses Mendelssohn und die Aufgabe der Philosophie / von Heinrich Kornfeld
Entstehung
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rabimus«. abbricht; 1 ) aus ihm fließt aber auch das reine und edle Streben nach allgemeiner Humanität und die damit aufs Engste verbundene Auffassung von der Aufgabe der Philosophie. Da das Individuum der Angelpunkt aller unserer Bestrebungen sein soll, mufs auch die Weltweisheit als in­tegrierender Teil der Kultur vornehmlich auf das Wohl des Menschen Rücksicht nehmen, aus einer toten Vernunft­erkenntnis zur Richtschnur unseres Lebens werden und, an­statt das Eigentum einiger bevorzugten Köpfe zu bilden, das Dasein des ganzen Volkes zu läutern und zu heben suchen.

Ein ausgesprochener Eudaemonismus also ist es, der sich als logische Folgerung einer ausschließlich subjek- tivistischen Weltanschauung ergiebt und der im Zusammen­hange mit der ebenso entstandenen Ueberschätzung des gesunden Menschenverstandes sehr leicht in die Gefahr gerät, zu einer platten Glückseligkeitsphilosophiererei herabzusinken. Bei den meisten Popularphilosophen ist denn auch wirklich dieser Fall eingetreten; Männer wie Eberhard, Abbt, Engel, Nicolai u. A., die Zeller mit dem treffenden Aus­drucke »wissenschaftliche Epigonen« bezeichnet hat, ver­mögen in ihrer Nüchternheit und Verstandesdürre nicht, die tiefsten Probleme des Menschengeistes zu erfassen, sondern würdigen die Philosophie zu einer oberflächlichen, praktischen

1) »Wir stehen an der Grenze, nicht nur der menschlichen Erkenntnis, sondern aller Erkenntnis überhaupt, und wollen noch weiter hinaus, ohne zu wissen, wohin. Wenn ich euch sage, was ein Ding wirket oder leidet, so fraget weiter nicht, was es ist. Wenn ich euch sage, was ihr euch von einem Dinge für einen Begriff zu machen habt, so hat die fernere Frage, was dieses Ding an und für sich selbst sei? weiter keinen Verstand.« (Mendelssohns »Morgenstunden«, Ges. Schr. II, 293.)

Glaubt man nicht aus diesen Worten Kants transcendentalen Idealismus vorklingen zu hören? Siehe 295; auch Mendelssohns Ges. Schr. II, 19; II,

II,339.