eigentliche Erfinderder praestabilierten Harmonie sei, wenn er im »Phaedon« den Sokrates ganz wie einen Weltweisen der Aufklärung sprechen läßt,1 ) wenn er im Anhänge zu dieser Schrift sagt, er habe nie den Platon mit den Neueren vergleichen können, »ohne der Vorsehung zu danken, daß sie ihn in diesen glücklichen Tagen habe geboren werden lassen«, — so geht daraus unzweideutig hervor, daß unserem Philosophen der unbefangene Blick des Geschichtsforschers ebenso fehlt wie seinen Zeitgenossen. Bekannt sind ihm jedoch und nicht ohne Einfluß auf seine Entwicklung die englischen Sensualisten, 2 ) deren Ideen er mit den Leibnitz-Wolffschen verschmelzen will; d. h. er will, t wie Danze l fein bemerk (Lessings Leben, I, 350), für eine Thatsächlichkeit, welche von der einen Seite reiner aufgefaßt war und deren ausschließ- liche Berücksichtigung den Grund der Einseitigkeit ihres ganzen Systemes bildete, in dem Lehrgebäude der anderen eine richtige Stelle finden. Da der Leibnitzsche Rationalismus nämlich alle Erscheinungen aus der »Verwirrung der Realitäten« entstehen läßt und das Studium des Sensualismus unseren Philosophen zur Anerkennung des sinnlichen Seins geführt hatte, so sucht er zu vermitteln, indem er auseinandersetzt, daß es nicht die Sinne seien, welche uns täuschten, sondern unser eigener Geist, der einen gegebenen Eindruck durch den Gedanken falsch subsumiere. Wenn er auch hierin von Leibnitz abweicht, so befindet er sich doch sonst in vielfacher Uebereinstimmung mit diesem Denker: beide glauben, daß Gott nur das Wohl seiner Geschöpfe im Auge haben könne, daß die Menschen nach Vollkommenheit streben und in dieser Uebung nach dem Tode fortfahren würden,
t) Eine interessante Bemerkung Goethes hierüber bei Schöll, S. 89 bis 94.
2 ) Siehe Zart, Einfluß der englischen Philosophen seit Bacon auf die deutsche Philosophie des 18. Jahrhunderts. Berlin 1881.