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Moses Mendelssohn und die Aufgabe der Philosophie / von Heinrich Kornfeld
Entstehung
Seite
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wenn nicht z. B. der Sirius gerade in der Stellung wäre, in welcher er sich im Augenblick befindet. Thatsächlich unter­sucht die gesamte Wissenschaft nur solche Dinge, welche auch den Menschen angehen, denn im Universum giebt es Nichts, was nicht gegenseitig zueinander in Beziehung stände, und ein Versuch, nur zwei solcher Punkte aufzufinden, würde leicht die Unmöglichkeit des Vorhabens erkennen lassen.

Der erste Teil der oben angeführten Bemerkung findet sich, in andere Form gekleidet, häufig wieder. So sagt Mendels­sohn in einem kleinen Aufsatze über den Begriff der Auf­klärung (Ges. Schriften III, 400): »Ich setze allezeit die Bestimmung des Menschen als Maß und Ziel aller unserer Bestrebungen und Bemühungen als einen Punkt, worauf wir unsere Augen richten müssen, wenn wir uns nicht verlieren wollen«. Denn die Aufklärung soll uns veranlassen »zum ver­nünftigen Nachdenken über Dinge des menschlichen Lebens, nach Maßgabe ihrer Wichtigkeit und ihres Einflusses auf das Leben« und die Philosophie soll vor Allem aufklärend wirken. Sie, welche die höchsten Probleme des Menschengeschlechtes behandelt, darf nicht auf die Studierstube einiger Gelehrter beschränkt bleiben und sich hinter der undurchdringlichen Mauer einer schwerverständlichen Terminologie verschanzen, sondern muss das Gemeingut aller derer werden, welche über ihr eigenes und der Welten Schicksal nach denken wollen. In dieser Allgemeinheit wird sie aber auch ein fähiger Faktor der fortschrittlichen Entwickelung werden, als treueste Verbündete der Kultur nur das Eine Ziel im Auge haben, segensreich in Gegenwart und Zukunft zu wirken. Denn »unsere eigene Glückseligkeit ist das letzte Ziel aller unserer Wünsche. Wir erhalten sie zum Teil unmittelbar, indem wir unsere eigene körperliche und geistige Vollkommenheit zu vermehren suchen, zumTeil mittelbar, indem wir Glückseligkeit befördern, andere vollkommen glückselig machen und uns dadurch