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nach praktischem Nutzen zuzumuten, daß vielmehr eben darin das Kennzeichen echter Wissenschaftlichkeit bestehe, auf äußere Vorteile gar keine Rücksicht zu nehmen, und die Philosophie vor Allem als das einende Band der Wissenschaften nur um ihrer selbst willen betrieben werden müsse, sich selbst Zweck sei.
In dieser Anschauung, welche Ueberweg 1863, Hehler 1867, Zeller 1868, Steinthal 1871, Baumann 1872, Wundt 1874, Horwicz 1875, Lazarus, Avenarius, Paulsen 1876 u. A. mit vielem Scharfsinn vertreten haben, liegt ein innerer Widerspruch, der wohl schwerlich wird beseitigt werden können. Wenn nämlich philosophische Studien im letzten Grunde auf dem unabweisbaren Einheitsbedürfnis unseres Geistes beruhen, so ist die Beschäftigung mit ihnen die Befriedigung eines Dranges, die sich nur graduell, nicht generell von der Sättigung eines physisch Hungernden unterscheidet, d. h. die Philosophie ist ebensowenig Selbstzweck wie etwa ein Stück Brot, sondern, wie dieses dem praktischen Zwecke der Erhaltung des Körpers dient, so fördert jene die geistige Gesundheit und führt die Menschheit dem Ziele allgemeiner Glückseligkeit zu. Angenommen jedoch, es gelänge, die Thatsache des allgemeinen Philosophierens, das TtavTayuis <ptXoao<p)-reov des Clemens Alexandrinus, anders als durch die Berufung auf ein natürliches Geistesstreben zu begründen und so der aufgedeckten logischen Inkonsequenz zu entgehen, so würde die Behauptung, dafs Philosophie sich selbst Zweck sei, bestehen bleiben und einer genaueren Betrachtung unterworfen werden müssen. Es würde sich alsdann wohl ergeben, dafs weder eine gänzliche Loslösung der Philosophie von allen menschlichen Interessen möglich sei, noch das Bedürfnis des einzelnen Forschers nach einem umfassenden und wohlgeordneten Wissen genügen könne, um eine solche Behauptung zu rechtfertigen. Was mit dem Satze