eben dargelegten Anschauung sich nähern, 1 ) da sie ferner, auf dem Boden der Empirie stehend, den Pflichtbegriff seiner Reinheit berauben und ihn zu einer bloßen Klugheitsregel degradieren, ergiebt sich für uns die Aufgabe, das Richtige ihrer Anschauungen hervorzuheben und womöglich mit dem berechtigten Teile der Kantschen Lehre zu verbinden.
Wenn man dem Positivismus zugesteht, dafs nur Lust und Unlust den Willen aufzureizen vermögen, so erhebt sich erstens die Frage, ob diese Gefühle spezifisch von den anderen Lust- und Unlustgefühlen verschieden sind, welche jeden Akt des Lebens begleiten — eine Frage, die schon Hume aufgeworfen hatte — und zweitens die, ob jene scheinbare Verschiedenheit nicht vielleicht auf quantitative Unterschiede zurückzuführen ist. Die Untersuchung, deren Einzelheiten Kaler (Die Ethik des Utilitarismus, 1885) entwickelt hat, wird wohl ergeben, dafs qualitative Wertunterschiede notwendigerweise angenommen werden müssen, wenn eine objektive Norm gefunden und die Herrschaft des Sittengesetzes über die Neigungen sichergestellt werden soll. Damit wird der formale Glückseligkeitstrieb, der auch den auf unsittliche Ziele
1) Es mag gestattet sein, einige für unseren Zusammenhang besonders wichtige Stellen hervorzuheben, welche die nahe Beziehung zwischen der Aufgabe der Philosophie und derjenigen der Ethik erkennen lassen.
Bentham, Introduction to the principles of moral and legislation, 1789 cap. I: » It is for pleasure and pain alone to point out what we ongkt to do, as well as to determine what we shall do" ig . J. Stuart Mill, Ges. W. Leipzi 1869, Bd. I, S. 134: »Die Lehre, welche als Grundlage der Moral das Prinzip der Nützlichkeit oder der gröfsten Glückseligkeit annimmt, hält dafür, dafs Handlungen in dem Grade recht sind, als sie auf Förderung der Glückseligkeit abzielen, und unrecht, insofern sie das Gegenteil der Glückseligkeit bezwecken«.
Ernst Laas, Idealistische und positivistische Ethik, Berlin 1882, S 169 ff.: »Selbstverständlich ist aber vorerst nur der Wert der Lust. Und alles, was sonst Wert haben soll, könnte nur durch seine Beziehung auf sie denselben erhalten«.