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Moses Mendelssohn und die Aufgabe der Philosophie / von Heinrich Kornfeld
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Aber über diesem immer mehr ins Einzelne sich verlieren­den Streben darf man doch nicht vergessen, dafs die Mensch­heit im Allgemeinen bloß von den Höhepunkten aller Ge­biete ihre Nahrung zieht und die dunkleren Stellen nur dazu dienen, das Licht hervortreten zu lassen. Wenn daher die Axiologie den objektiven allgemein-gültigen Maßstab der Werte aufstellt, so bildet sie damit, wie alle anderen philo­sophischen Disziplinen eine wesentliche Ergänzung der Einzel­wissenschaften und trägt zum Fortschritte der Kultur nicht unbedeutend bei.

Diese Aufgabe der Wertenlehre, die wahren Güter und den Maßstab für deren Schätzung zu finden, wird sich na­türlich je nach dem Systeme, in welches sie aufgenommen ist, verschiedenartig lösen lassen. Die Vertreter des trans- cendentalen Optimismus werden zu anderen Resultaten ge­langen als die Anhänger des wissenschaftlichen Pessimismus; jene dürften den Maßstab bescheidener als diese ansetzen und daher zur Anerkennung einer gröfseren Anzahl von Gütern gelangen. Ebenso läfst sich das Problem des Monismus und Dualismus auf diesen Zweig der Philosophie übertragen, denn naturgemäfs erhebt sich die Frage, ob diese objek­tiven, ansichseienden Werte auch in der Welt der Er­scheinungen zum sinnlichen Ausdruck gelangt sind oder ob die geistige Wesenheit des Gutes verschieden ist von der körperlichen Gestalt des Dinges. Lotze hat seine Ansicht hierüber in den folgenden Worten ausgesprochen: »Eine unausfüllbare oder wenigstens bis daher unausgefüllte Kluft scheidet für unsere menschliche Vernunft die Welt der Werte von der Welt der Gestalten, und wie lebhaft unser em­pfängliches Gemüt mit zurückgehender Bewegung des Denkens aus den vorhandenen Formen den Wert ihrer sittlichen Be­deutung herausfühlen mag, ebensowenig vermögen wir vor­wärtsschreitend aus dem Bewußtsein der höchsten Werte die