Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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§75

Es ist eine ganz außerordentlich günstige Entwicklung, die gerade Forst aus­zeichnet, sie wird aber auch noch besonders dadurch erfreulich, daß sie sich mit geringeren Bpfern an Menschenglück vollzogen hat als anderorts. Die Zahl der in aussichts­losem Aampfe gegen die neue Zeit verendenden kleinen Tuchmacher, selbst die Zahl der sich ermüdet und verängert zurückziehenden Meister ist hier sicher nicht hoch gewesen; denn der großartige Aufschwung kam auch diesen zugute. Zn der Tat sind viele der heutigen Förster Fabrikanten Nachkommen von Männern, die vor zwei bis drei Menschenaltern hinter dem Handstuhle standen. Bei aller Anerkennung der großen Intelligenz, die den Entwicklungsgang leitete, wird man allerdings nicht über­sehen dürfen, daß auch glückliche Umstände nicht ohne Einfluß waren, wie die Wand­lung des Zeitgeschmackes, die seit s8§8 immer mehr von der einfarbigen zu einer ge­musterten Männerkleidung drängte. Diese Wandlung erkannt und ausgenutzt zu haben, ist allerdings das Verdienst der Förster Fabrikanten. Noch ein anderer Umstand war von Wert. Was für die Fabrikation von Tuchen Schwiebuser oder Finsterwalder Gattung eine Schädigung war, der zunehmende Rückgang deutscher und ihr Ersatz durch überseeische Wolle, war für die besonderen Ansprüche der Fabrikation gemusterter Stoffe ein Gewinn. Endlich war die Entdeckung der großen Braunkohlenflöze in der Nachbarschaft eine gewaltige Unterlage für den sich ent­wickelnden Großbetrieb.

Auf die Entwicklung und den gegenwärtigen Stand des Tertilgewerbes in der j)rovinz Brandenburg zurückblickend, darf man behaupten, daß die Reichshaupt- stadt wie die Mark einen ehrenvollen jAatz in dieser Weltindustrie erworben hat und ihn in Ehren behauptet.