Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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Wolle zu verarbeiten gestattet. s6ßO war allerdings eine Tuchmacherinnung vor­handen, von der indessen nichts weiter bekannt ist, als daß sie im Laufe der Zeit ein großes Vermögen sammelte. s856 zählte die Innung über 300 Meister, die mit Handstühlen in den Häusern webten, verbesserte Maschinenspinnerei, Walkerei und Appretur aber mit Roßwerken und Wasserkraft betrieben. Die erste Dampfmaschine wurde 1845 aufgestellt, die indessen nicht früher zur Nachfolge ein­lud, als die Braunkohlengruben in der Nachbarschaft das Heizmaterial hergaben. Leit dieser Zeit, s857, datiert ein großartiger Aufschwung der Spremberger Tuch­industrie. Jedes Jahr entstanden neue Fabriken; s869 waren bereits 3s am Brte, die sH02 auf H7 gestiegen waren und auf s72H mechanischen Webstühlen ssiOs l 90 000 Stück im Werte von 20 Millionen Mark erzeugten. Man hatte auch die Einsicht, das große Vermögen des Tuchmachergewerbes zur Errichtung einer Webe­schule zu verwenden, die eine der ersten und ältesten in Preußen ist.

Aus fast unscheinbaren Anfängen hat sich F 0 rsti. L. zu einer der bedeutend­sten Textilstädte der Welt entwickelt. Die wenigen dort ansässigen Tuchmacher er­hielten s628 einen erheblichen Zuwachs durch vertriebene Protestanten aus Grün­berg, denen s656 weitere Zuzüge aus Meseritz, Lissa und Fraustadt folgten. Die sößO gezählten 50 Tuchmachermeister hatten sich chs5, als der Grt überhaupt erst l800tsiOO Einwohner besaß, schon auf s30 vermehrt. Brand und Krieg hatten zwar viel Unglück über Forst gebracht, das Tuchmachergewerk ist darunter aber offen­bar nicht viel geschädigt worden. Zu Anfang des l9- Jahrhunderts fabrizierten die Förster Tuchmacher eine billige gemusterte Ware, von der sie indessen bald zur Fabri­kation besserer, geschmackvoll gemusterter Buckskins übergingen. Die erste Maschinen­spinnerei wurde s 82 s durch Iäschke angelegt; ihm folgte s 82^ Rüdiger mit einerAnlage, die 130 Arbeiter beschäftigte. Beide Spinnereien waren auf Wasserkräfte angewiesen und standen der kleinen Fabrikation auch als Lohnspinnerei zur Verfügung. Die Fabriken von Iänicke (1828), Iancovius (s833) u. a. erweiterten den Absatz mehr und mehr; die stets nur gering betriebene Leinweberei verschwand um diese Zeit. Den mächtigsten Aufschwung verursachte aber auch in Forst die benachbarte Braunkohle, die ch6s den bestehenden s3 Fabriken ebenso zugute kam wie die s872 eröffnete Bahn Halle TottbusSorau. Um ch75 wurde die Ausfuhr schon auf Millionen Mark berechnet. s885 bestanden bereits 56 Tuchfabriken mit 6909 Arbeitern. Damals gingen außer s666 mechanischen Stühlen noch 8s3 Handstühle. Von 1885 bis s895 verdoppelte sich die Menge der in Forst verarbeiteten Wolle, die I896 auf 1. t Millio­nen Kilo gestiegen war. Von den H60 Fabrikbetrieben der Stadt waren allein dem Textilgewerbe 302 gewidmet, die H00 Sortiment Spinnerei, 300 000 Spindeln, H000 mechanische Webstühle, sOOO Walk-, Wasch- und Farbmaschinen enthielten. Die Zahl der beschäftigten Arbeiter betrug lß06 rund s s 750, wovon allein sO 696 Textilarbeiter. Jährlich werden drei bis vier Wollauktionen abgehalten; die seit s892 bestehende Fachschule hat über 200 Schüler. Am besten belegt den Einfluß dieser hervorragenden Industrie das Wachsen der Bevölkerung, die s87s von 7956 auf sH sH8 im Jahre s875, zehn Jahre später auf Ich 350, I895 auf 25 678 und bis l907 auf 3H 72 s gestiegen war.