Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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Mittelpunkt einer beträchtlichen Leinenindustrie ist auch Vetschau von alters her. Die Wollenfabrikation ist zugunsten der Leineindustrie bis auf eine Tuch­fabrik in Werchow bei Talau erloschen, während die erstere sich an den ländlichen Flachsbau und die verbreitete Handspinnerei anlehnen konnte. Noch 1861 wird die Zahl der in dem engeren Bezirk von Vetschau, Drebkau und Burgdorf vorhandenen Weber auf 140 beziffert; die Zahl der von den einzelnen betriebenen Stühle schwankte zwischen 1 und I O. hauptsächlich wurden starke Leinen, Packleinewand und Sackstoffe hergestellt, die aber Ende des Ich Jahrhunderts unter dem unwiderstehlichen Wett­bewerb der Jute auf ganz andere Waren, z. B. Sackdrillich, überging und in der Folge die Leinwandhändler in Vetschau zu Fabrikanten machte. Jetzt besteht in der Stadt eine Flachsbereitungsanstalt und -spinnerei mit etwa 1200 Spindeln.

Aus dem Areise Talau ist der hauptort selbst eine alte Textilstadt, die aber ihren Ruf an das Gewerbe der Schuhmacher abgegeben hat. Im Nachbarkreise Luckau haben sich mit den 89 handrvebstühlen auf Baumwolle, den 56 auf Leinen und halbleinen, den 655 auf Wolle, sowie mit den 59 Appreturanstalten und Walkereien, die 1861 gezählt wurden, dieselben Wandlungen vollzogen wie in Tottbus und Vetschau, aber leider mit der Wirkung, daß Luckau ganz aufgehört hat, Textilstadt zu sein. Die erst in neuer Zeit in Dobrilugk-Airchhain entstandene Tuchfabrikation hat keinen Bestand gehabt, während das Lübbener Textilgewerbe, das um 1400 von elf Gewandschneidern und Tuchmachern, sowie 14 Tuchscherern vertreten wurde, heute bis auf eine größere Trikotagenfabrik gänzlich verschwunden ist.

In der Niederlausitz kommen noch Finsterwalde, Spremberg und Forst als bedeutende Textilstädte in Betracht. Ts sind alte Sitze dieses Ge­werbes, aber von ungleichem Alter und verschiedenartiger Entwicklung. Man hat, gestützt auf alte Urkunden, in Finsterwalde 1886 das 350 jährige Bestehen des Tuch­machergewerks gefeiert. Die ersten Jahrhunderte brachten geringe Änderungen; ja, man konnte gerade hier ein gewisses Nachlassen bemerken, als Anfang des Ich. Jahr­hunderts die Maschine sich verbreitete. Bis in die vierziger Jahre gab es nur Hand­betrieb der Webstühle, Spinnerei und Appretur. Das vermögende Tuchmacherge­werk errichtete zuerst eine Walke mit Dampfbetrieb, der mehrere Fabriken folgten. Von 1855 bis 1865 hatte die Stadt, in ihren soliden seinwollenen, schwarzen Tuchen, an denen sie festhält, einen großen Versand nach den Vereinigten Staaten. Ts waren 800 bis 1000 Tuchmachergesellen bei etwa 250 selbständigen Meistern beschäftigt; dann aber begann auch hier der Niedergang der Aleinindustrie. Von 130 Meistern der siebenziger Jahre sank die Zahl 1880 auf 30 und 1900 auf 9/ ein Rückgang, der nicht ganz durch die in der gleichen Zeit entstandene Großindustrie ausgeglichen ist. Die 1900 gefertigte Stückzahl belief sich auf 36 000 im Werte von 3^ Millionen Mark, im folgenden Jahre sank sie um 3000 Stück. Seit etwa 20 Jahren befindet sich hier auch eine Fabrik auf Seidenmechaniks und Damenhüte, die ohne Maschinen arbeitet und 60 Arbeiter beschäftigt.

Nach einer alten Urkunde von 1675 muß vor diesem Jahre bereits die Lein­weberei in Spremberg innungsmäßig organisiert gewesen sein, denn es wurde ihr bei Gelegenheit des Ersatzes der verloren gegangenen älteren Innungsartikel aucb