Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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ihnen gingen auch schon zur Herstellung gemusterter Ware über. Der allgemeine Über­gang hierzu im letzten Drittel des Ich- Jahrhunderts ist zum größten Vorteil Gubens ausgeschlagen; mit dem letzten Handstuhl ist auch der letzte Tuchmacher im engeren Sinne verschwunden. Beim Übergang Gubens an Preußen waren 40 Tuchmacher­meister und nur vier Gesellen tätig, die einen Jahresumsatz von 2000 Stück im Werte von 60000 Talern herstellten. Das hat sich in einem Jahrhundert völlig geändert. Der kleine Weber verschwand völlig. Tine Zählung ergab 1901 570 Kraftstühle, 18Dampf­kessel und einen ungefähren Jahresumsatz von 10 000 000 Mark. Daneben besteht Strickerei, Wirkerei und Teppichfabrikation. Au einem besonderen Aufschwung ist die Hut- und Filzfabrikation gelangt, die 1882 noch 15 Betriebe mit 1114 Personen, s8st5 19 Betriebe mit 2012 und 1907 schon 13 mit 3729 Personen zählte. Hier einge­schlossen sind zwei Fabriken mit über je 300 und zwei andere mit über je 1000 Per­sonen. Guben ist damit an die Spitze der deutschen Hutfabrikation gelangt.

Im allgemeinen bevorzugte die märkische Textilindustrie die Herstellung von Wollenwaren; nur im Kreise Sorau hat sich die einst überall auf den Hausbetrieb beschränkte Leinen-, Halbleinen- und Baumwollweberei zu einer Weltindustrie er­hoben. Ihr Mittelpunkt ist die Kreisstadt Sorau, deren Tuchmachergewerk bis in die Mitte des sch Jahrhunderts zurückgeht, deren Bleichereien schon um 1620 viele tausend Stücke Zwirn und feine Leinwand aus Schmiedeberg nach der Stadt zogen, um sie von hier zu den Leipziger, Naumburger und Frankfurter Messen zu versenden. Bereits 1783 versuchte der Kaufmann Petri die ländliche Hausweberer zu organisieren; er soll jährlich bis 5000 Stück Garn gebleicht haben. Andere wie Uhlmann, Gerhard, Stiller, Facilides, Ehrlich folgten ihm darin und erweiterten den Umsatz Ende des Jahrhunderts auf 150 000 Taler. Fabriziert wurde um 1861 ausschließlich auf den Dörfern bunte und weiße Leinenware, namentlich Tisch- und Handtücher, Zwillich, Damastmeist für Rechnung von Kanfleuten und Händlern, welche in der Stadt Sorau und in den benachbarten Dörfern ihren Wohnsitz haben." Das hat sich seitdem bedeutend geändert. In Stadt und Kreis, zusammen etwa 16 Ort­schaften, betrug 1887 noch die Zahl der auf Leinen- und Baumwollwaren beschäftigten Handstühle 5026, 1900 nur noch 1512, 1901 sogar nur 958. Dagegen waren 1887 620, 1900 schon 2700 mechanische Webstühle in elf Fabriken vorhanden. Ver­glichen mit diesem Aufschwung ist die Wollemvarenfabrikation Soraus eher zurück­geblieben, nachdem hier 1823 die erste Maschinenspinnerei errichtet worden war. In der Stadt und ihrer nächsten Umgebung zählte man 19OI nur vier Fabriken der Woll- warenindustrie mit 100 männlichen und 600 weiblichen Arbeitern und 330 mecha­nischen Webstühlen. Der Export nach den Vereinigten Staaten betrug in 1000 Mk. in

Erzeugnissen der Leinweberei . . 1899 1128 1905 20H6 1906 2117

Baumwollweberei 1899 32 1905 113 1906 112

Tuchweberei . . I899 333 1905 562 1906 159

Für die Leinenindustrie besteht in der Stadt eine Textilschule mit einem Per­sonal von zwölf Lehrern, drei Lehrerinnen und sechs Webermeistern.