Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
Entstehung
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Kapellen unter Friedrich II. erbaut worden ist. Sein Küchen­meister Ulrich Zeuschel errichtete 1452 die schöne Marien- kapelle an der Südseite des Turmes. Sie ist gotisch, aber doch bereits mit einem starken weltlichen Einschläge, der aus die städtische Baupslege zurückzuführen sein dürfte. Die klare und rhythmische Wirkung der inneren Nikolaikirche steht noch im Zusammenhänge mit der straffen konstruktiven Richtung, die wir in den städtischen Pfarrkirchen kennen gelernt haben; die Zeuschelsche Kapelle dagegen ist freier, reicher und trotz aller konstruktiven Straffheit lebendiger. Zwei Jahrzehnte später erstand in Berlin 1571 der zweigeschossige gotische Hallenbau an der Nordseite der Klosterkirche, der nach der noch erhaltenen Bauinschrift von Magister Bernhard erbaut worden ist. In schlichten, aber recht schönen Verhältnissen schließt sich dieses Sterngewölbe der uns bekannten kirchlichen Raumkunst an. Man erkennt, daß die einheimische Überliefe­rung noch nicht von fremden Einflüssen gekreuzt ist (Abb. 51).

Es ist im allgemeinen eine etwas dürftige Zeit; nicht etwa, weil die künstlerische Kraft ermattet war, sondern weil sie große Aufgaben nicht mehr stellte. Die auf Jahrhunderte hinaus erbauten Kirchen waren vorhanden oder so weit vor­geschritten, daß die Baukunst nur in den Einwölbungen, mehr noch in dem Anbau von Kapellen dankenswerte Aufgaben fand. Die Städte hatten sich mit Ringmauern umgürtet, hatten auch im 14. Jahrhundert umfangreiche Torbauten errichtet; was im folgenden Zahrhundert erstand, war ein matter Nachklang der älteren kräftigen bürgerlichen Gotik, der die Flügel von vornherein durch das Aufkommen der großen Geschütze und der ihnen angepaßten neueren Be-

sestigungsart beschnitten waren. Von der älteren Art, die noch den festen energi­schen Torturm mit einem mittleren breiten Durchgang kennt, sind das Schwedter (Abb. 52) und Börnicker Tor in Königsberg und das Ruppiner Tor in Gransee vielleicht noch in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erbaut. Zn seinen schlanken Spitzbogenblenden weist das letztere schon als Vorläufer auf die folgende Zeit hin, aus der das Mühltor in Brandenburg a. H. (Abb. 53) ein tech­nisch wie künstlerisch gleich vollendetes Werk ist, das nach der Bauinschrift sHss von dem Stettiner Nikolaus Kraft er-

Abb. 54 . Dammtor in Jüterbog.

Nach Aufnahme von Hofphotograph F. Alb. Schwarz. Berlin UVV. 87.

Abb. 52. Mühltor in Brandenburg a. d. H.

Nach Aufnahme von Hofphotograph Z. Alb. Schwartz. Berlin NW. 87.