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Abb. 59. Aus dem Totentanz in der Marienkirche zu Berlin.
Nach „Vermischte Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins".
obwohl in den weitaus meisten Fällen nicht eine Massenerzeugung, sondern Streben nach individueller Wirkung zu erkennen ist, das aber von den Holzschnitten und Malereien abhängig blieb. Es entspricht dieser Sachlage, daß an die Stelle flüssiger Rundung oft eine unbehilfliche Eckigkeit und eine breite Gruppierung treten, die gern zahlreiche Figuren in einen kleinen Raum zu zwängen sucht. Als ein Beispiel für diese Richtung sei der Flügelaltar aus Alt-Krüssow angeführt (Abb. 58). Der Mittelschrein bringt in dem oberen Teile die Krönung der Maria zur Darstellung, im unteren Jesus im Tempel. Beide sind von Heiligen umgeben, von denen sich St. Georg und. St. Chrysostomus mcht gerade durch glückliche Verhältnisse auszeichnen. Besser sind die Bildwerke auf den Flügeln aus dem Leben der heiligen Anna und der heiligen Maria gelungen. Ähnlich sind die Altäre in Feldberg bei Fehrbellin und in Bernau, traditionell die Berliner aus der Geist-, Gertraudten-, Marien-, Kloster- und Nikolaikirche.
Diese ganze Holzplastik gehört dem 15. Jahrhundert an; sie konnte sich nur infolge der städtischen Kunstpflege entwickeln. Doch ist sie nicht bei dieser stehen geblieben, sondern hat später eine völlig andere Richtung eingeschlagen, die aber erst im' Zusammenhangs mit der höfischen Kunst zu betrachten sein wird. Eigentümlich ist es aber dennoch, daß wir von einer Vorepoche nichts wissen. Auch wenn man eine solche in den benachbarten Gebieten sucht, ist dieser Umstand dadurch noch keineswegs ausreichend erklärt.
Abb. 60. Aus dem Totentanz in der Marienkirche zu Berlin.
Nach "Vermischte Schriften des Vereins fär di« Geschichte Berlins".