59
sition. Jedenfalls ist dieses Druckwerk ein ganz hervorragendes Denkmal der branden- burgischen Kunst.1)
Es ist, wenn man die künstlerischen Taten des 15. Jahrunderts übersicht, lediglich eine Zeit stiller Entwicklung, weder gestört durch größere politische Ereignisse, noch gefördert durch stärkere geistige Regungen. Aber unter dieser Ruhe zog doch schon eine frische Brise herauf, die im folgenden Jahrhundert sich frei entfalten konnte. Zunächst hatte freilich der Nachfolger Johanns, der Kurfürst Joachim I., noch kein Verständnis für die neue Zeit in der Kunst, deren literarische Würdigung ihm dagegen nicht fremd war und nicht fremd bleiben konnte bei seinen engen Beziehungen zu den großen Humanisten seinerZeit, zu Johann Tritheim, zu Bischof Dietrich von Bülow von Lebus u. a. Eine schöpferische Initiative zu einer umfangreichen Kunstpflege lag ihm aber fern. Sein Leben war der Verwaltung seines Landes mehr gewidmet als der Kunst. Wenn es ihm an Gelegenheit für die Ausführung künstlerischer Arbeiten gebrach, dann wird man wohl auch den Mangel größerer Aufgaben dafür haftbar machen müssen, wie vielleicht auch das Fehlen geeigneter Künstler an seinem Hofe. Wenn man dagegen die engen Beziehungen seines Bruders, des Kardinals Albrecht von Mainz, zu Lukas Cranach dem Alteren im Auge behält, die schließlich in der Aufgabe gipfelten, ein, heute noch in Bayreuths aufbewahrtes Porträt Joachims zu malen, wenn man weiter an die Herstellung des schönen Grabmals seines Vaters durch den älteren Peter Vischer denkt, dann wird man ihm Interesselosigkeit, nicht absprechen. Freilich hatten diese Kunstleistungen keinen Einfluß auf den Joachimischen Kreis; nur in havelberg, wo der kunstsinnige Bischof Johann von Wöpelitz bis 1501 lebte, da hat sich eine eigene Kunst herausgebildet, die allein bezeugt, daß bei genügenden Aufgaben es auch an Künstlern nicht fehlen konnte.
Die Aufstellung des Grabmales seines Vaters ist allein ein ehrendes Zeugnis für das künstlerische Verständnis des ersten Joachim, auch wenn der hauptteil auf seinen Bruder Albrecht von Mainz fällt. Ursprünglich ließ der Kurfürst ein Bronzedenkmal setzen, das von keinem geringeren als dem hochberühmten Peter Vischer in Nürnberg geschaffen wurde. Erst später erstand auf Einwirken Albrechts der plan, ein monumentaleres Denkmal zu schaffen, das Peter Vischer begann, das aber nach seinem Tode von seinem Sohne Johann 1530 vollendet wurde. Spricht nicht diese Tat allein für den Wunsch des Kurfürsten, wirklich große Kunst zu pflegen? Wenn freilich die Patrizierfamilien in Berlin und Frankfurt es unternahmen, hervorragende Epitaphien ihrer verstorbenen Familienmitglieder malen zu lassen, dann konnte der Fürst nicht Zurückbleiben und gleichfalls die Kunst in den Dienst gedankenvoller Andacht zu stellen. Aus der Fülle dieser gemalten Gedächtnistafeln seien nur die Grablegung des Claus Grieben in der Nikolaikirche von 1510, die Grabtafel des in Berlin verstorbenen Großkomturs vom deutschen Ritterorden Clas von Bach in der Klosterkirche von 1521 genannt, die über den Durchschnitt gleichzeitiger Bilder weit hinausragen. Es mag ja sein, daß die unbekannten Künstler nicht in der Mark saßen, der Zug der Zeit ist doch be-
1) Siehe Berliner Kalender 1905 und Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1913, S. 124 .
2) Hohenzollern-Jahrbuch III, S. 253.