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ermittelt ist, der aber sicher aus Sachsen gekommen ist, da sowohl sein Mitarbeiter, der Bild- und Steinhauer Hans Schneuzlich, um aus Schneeberg berufen wurde, als auch später die Künstler fast durchgehends aus dem Nachbarlande kamen. Auch der andere Gehilfe des Theiß, der Baumeister Kunz Buntschuh, dessen erste Gattin aus Leipzig war, dürfte aus Sachsen stammen.
Es war keine ganz selbständige Schöpfung, die der dem Kurfürsten offenbar persönlich recht nahestehende Theiß aus der alten Trutzburg in den Jahren 1540—1550 schuf; aber sie läßt doch in dem malerischen, aber architektonisch streng gegliederten Aufbau mit dem hübschen Erker, den Dachgiebeln und Türmen erkennen, daß der Künstler seiner Aufgabe völlig gewachsen war. Die Fassade war dem Schloßplatze zu-
Abb. 63 . Schloß in Berlin, von Caspar Theiß.
Nach einem Gemälde in Tamsel.
gekehrt, den sie im Verein mit dem an der Brücke stehenden Häusern der Hofbeamten architektonisch recht wirkungsvoll abschloß, Ist Theiß als ein hervorragender Baukünstler anzuerkennen, so wird diese Bewertung keineswegs eingeschränkt, wenn die Einzelformen enge Beziehungen zu den sächsischen Bauwerken ausweisen. Die Giebel erinnern lebhaft an Schloß Ortenburg bei Bautzen, die schmächtigen Säulen an das Rathaus in Wittenberg, die Verteilung der Tür- und Fensteröffnungen und die Verhältnisse an Schloß Hartenfels bei Torgau. Es kann das nicht weiter überraschen; denn Sachsen war für den Norden der Mittelpunkt der Kunst im 16. Jahrhundert, der seinen Einfluß auch in anderen Orten der Mark ausübte. Auch der Oberbau der Berliner Gerichtshalle und das Jagdschloß Grunewald sind von Theiß und Buntschuh gemeinsam erbaut worden, wie es das scherzhafte Relief im Flure des letzteren sagt.