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Mit dem bogengeschmückten Hofe und den Galerien des mittleren Teiles der Ostseite bildete der Joachimsche Schloßbau die bedeutendste Schöpfung der brandenburgischen Frührenaissance. Gleichwohl war noch manche Unausgeglichenheit in der Architektur, die da verrät, wie zögernd sich die in einer konstruktiven Formalistik der gotischen Zeit
befangenen Künstler einem ganz anders gearteten Bausystem zuwandten. Die runden Erker und die ohne Beziehung zur Fassade aufgesetzten Dachgiebel zeigen, daß Theiß noch nicht völlig Herr der Aufgabe geworden ist, während die Auflösung der Wand in Fensterreihen mit zwischengespannten breiten Rankenfriesen durchaus selbständige Bildungen sind, die freilich an kleineren Aufgaben sich entwickelt haben werden. Denn Theiß und Buntschuh sind vom Kurfürsten auch an anderen Stellen beschäftigt worden. Gemeinsam schufen sie das Jadschloß Grunewald, daß allerdings in seiner schlichten Zurück- baltung wenig Ähnlichkeit mit dem Schlosse hat. Das hauptverdienst scheint auch bei diesem dem Theiß zuzusprechen sein.
Die Beziehungen des Kurfürsten nach Italien haben auch noch andere Renaissancekünstler in die Mack gezogen. Wenn man einen italienischen Einfluß bei dem Erbauer der Festung Spandau (Abb. 6-4), Römer (Romanus), nur aus seinem Namen mutmaßen darf, so steht dies bei seinen Nachfolgern im Festungsbau, Francesco Chiaramella da Gan- dino und Rochus Guerini von Lynar fest. Von dem Wirken des ersteren, der die Bauleitung 4568 an Thiaramella abgab, wissen wir wenig. Gandino hat auch sonst in Deutschland einiges geschaffen; näher steht uns aber Lynar, dessen hauptwecke allerdings wohl einer späteren Periode angehören und mit dieser zu besprechen sind.
In dieser Zeit der Frührenaissance sehen wir auch an anderen Stellen der Mack eine verhältnismäßig rege Bautätigkeit, die den Beginn einer neuen tatenfrohen Zeit
Abb. 65. Spätgotisches Gewölbe in der Kirche zu Kl.-Machnow.
Nach Aufnahme von Hofphotograph F. Alb. Schwartz. Berlin 87
Abb. 64. Eingang zur Festung Spandau. Im Hintergrund der Juliusturm.