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Abb. 66. Schloß Sonnewalde.
Nach Aufnahme von Dir. Fr. Goerke. Berlin.
auch künstlerisch ankündigt. Dem Beispiel des Fürsten folgten die Großen, ohne aber mit den künstlerischen Kräften des Hofes in nähere Berührung zu kommen. Auch auf den Dörfern begann eine städtische Baukunst zu erblühen, die freilich mehr konstruktiv als künstlerisch von Einfluß war (Abb. 65 ). Jeder Standesherr holte sich seine Baumeister, wo er sie fand. Da wir freilich nur selten über sie unterrichtet sind, so wissen wir nicht, wieweit sie aus der Fremde, wieweit sie aus dem Lande selbst stammten. Als ein bedeutenderes Werk dynastischer Kunst ragt noch heute das alte, Ende des 46. Jahrhunderts durch den Grafen Otto von Solms vergrößerte Schloß in
Sonnewalde auf (Abb. 66). Der Ort gehörte noch nicht zu Brandenburg, sondern zu Sachsen, was die natürliche Anlehnung an die sächsische Kunstüberlieferung ohne weiteres
erklärt, die besonders in den Architekturformen hervortritt. Andererseits verraten aber der Haupteingang und die Anlagen der Treppen wieder Ähnlichkeiten mit dem alten Berliner Schloß des Caspar Theiß. Es ist nicht unmöglich, daß auch der Erbauer dieses Teiles, der Oberburg, mit dem Berliner Meister in Beziehungen stand, obwohl dieser bereits um 1550 gestorben war. Demselben Architekturkreise gehören die Schlösser Finsterwalde, Fürstl. Drehna und Sallgast an.
Auch das Schloß in Lübben steht innerhalb des sächsischen Architekturkreises, der den Süden Brandenburgs bis in das 18. Jahrhundert hinein beherrschte. Während aber die Frührenaissance sich im allgemeinen einer recht knappen und spärlichen Ausdrucksweise bediente, bevorzugte der Schöpfer dieses, im 1 4 . Jahrhundert schon entstandenen Schlosses, Jakob von Salza, eine reichere Ausdrucksweise, die auch an dem, wenige Jahrzehnte nach Salzas Umbau 1582 hinzugefügten portalbau nicht zu verkennen ist (Abb. 67 ). Von dem Schlosse Wiesenburg sind trotz mehrfacher Zerstörungen noch Reste genug vorbanden, die eine fast süddeutsch anmutende Kunstrichtung bezeugen (Abb. 68).
In wesentlich verschiedener Gestalt tritt uns die Frührenaissance im Norden entgegen, wo in der Mitte des 16. Jahrhunderts das schöne Schloß der Herren von Rohr,
Brandenburgische Landeskunde. Bd. IV.
Abb. S7.. Schloß Lübben.
Aufnahme von Magnus Brandhorst in Lübben.