Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
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Abb. 66. Schloß Sonnewalde.

Nach Aufnahme von Dir. Fr. Goerke. Berlin.

auch künstlerisch ankündigt. Dem Beispiel des Fürsten folgten die Großen, ohne aber mit den künstlerischen Kräften des Hofes in nähere Berührung zu kommen. Auch auf den Dörfern begann eine städtische Baukunst zu erblühen, die freilich mehr konstruktiv als künstlerisch von Einfluß war (Abb. 65 ). Jeder Standesherr holte sich seine Bau­meister, wo er sie fand. Da wir freilich nur selten über sie unter­richtet sind, so wissen wir nicht, wieweit sie aus der Fremde, wie­weit sie aus dem Lande selbst stammten. Als ein bedeutenderes Werk dynastischer Kunst ragt noch heute das alte, Ende des 46. Jahr­hunderts durch den Grafen Otto von Solms vergrößerte Schloß in

Sonnewalde auf (Abb. 66). Der Ort gehörte noch nicht zu Brandenburg, sondern zu Sachsen, was die natürliche Anlehnung an die sächsische Kunstüberlieferung ohne weiteres

erklärt, die besonders in den Architekturformen hervortritt. Andererseits verraten aber der Haupt­eingang und die Anlagen der Treppen wieder Ähnlichkeiten mit dem alten Berliner Schloß des Caspar Theiß. Es ist nicht unmöglich, daß auch der Erbauer dieses Teiles, der Oberburg, mit dem Berliner Meister in Beziehungen stand, obwohl dieser bereits um 1550 gestorben war. Demselben Architekturkreise gehören die Schlösser Finsterwalde, Fürstl. Drehna und Sallgast an.

Auch das Schloß in Lübben steht innerhalb des sächsischen Architekturkreises, der den Süden Brandenburgs bis in das 18. Jahrhundert hinein beherrschte. Während aber die Frührenaissance sich im allgemeinen einer recht knappen und spär­lichen Ausdrucksweise bediente, bevorzugte der Schöpfer dieses, im 1 4 . Jahrhundert schon ent­standenen Schlosses, Jakob von Salza, eine reichere Ausdrucksweise, die auch an dem, wenige Jahr­zehnte nach Salzas Umbau 1582 hinzugefügten portalbau nicht zu verkennen ist (Abb. 67 ). Von dem Schlosse Wiesenburg sind trotz mehrfacher Zerstörungen noch Reste genug vor­banden, die eine fast süddeutsch anmutende Kunstrichtung bezeugen (Abb. 68).

In wesentlich verschiedener Gestalt tritt uns die Frührenaissance im Norden ent­gegen, wo in der Mitte des 16. Jahrhunderts das schöne Schloß der Herren von Rohr,

Brandenburgische Landeskunde. Bd. IV.

Abb. S7.. Schloß Lübben.

Aufnahme von Magnus Brandhorst in Lübben.