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Freienstein, erbaut wurde. Das rege Kunstleben in Sachsen hatte in wenigen Jahrzehnten die sämtlichen kursächsischen Gebiete ergriffen und war mit seinen Wellen über das südliche Brandenburg bis über Berlin hinausgedrungen. Was hier die Züge der Renaissance trägt, steht im Zusammenhänge unter sich und mit den sächsischen Gebieten. Zn der Prignitz jedoch sehen wir vereinzelte Bauten, die außerhalb der bisher betrachteten brandenburgischen Renaissance stehen, und die der älteren Verbindung mit den baltischen Küstenstädten auch in der neuen Zeit treu bleiben. So deutet das reizvolle Freiensteiner Schloß mit seinen Terrakotten-Verzierungen auf die fürstlichen Bauten des benachbarten Mecklenburg, wo Herzog Johann Albrecht mückte 1553— 1554 das ähnlich gesch Fürstenhaus in Wismar und das Schloß in Schwerin hatte aufführen lassen, wo auch
Abb. 68. Brunnen im Schloß Wiesenburg. Abb. 6 9. Schloß Freienstein.
Nach Aufnahme von Hofphotograph J. Alb. Lchwartz. Nach Aufnahme von Dir. Fr. Goerke.
Berlin 87. Berlin.
in Gadebusch 1570/71 das Schloß und der Ulrich von Malzahnsche Sitz Ulrichshausen in gleicher Weise geschmückt waren. Von Lübeck ist diese Kunst ausgegangen; von hier aus oder von Mecklenburg dürfte auch Freienstein (Abb. 69) und das ihm in der Ausgestaltung verwandte Schloß Horst der Herren von Blumenthal, sowie das bescheidenere in Meyenburg beeinflußt worden sein. Von der Joachimschen Renaissance unterscheiden sich diese Bauwerke, die übrigens keine Entwicklung gefunden hatten, vor allem in der graziösen leichten Linienführung.
Im engen Zusammenhangs mit der Renaissancebewegung Joachims II. stand auch die Malerei, die den engen kirchlichen Darstellungskreis nicht nur sprengte, sondern auch dadurch technisch erweiterte, daß sie die Tafelmalerei begünstigte. Die Berufung des schon mehrfach erwähnten Italieners Johann Battista beginnt die Reihe der späteren kurfürstlichen Hofmaler einzuleiten, die bei dem Mangel an künstlerischen Lehrkräften für die Mark die Bedeutung einer unmittelbaren Kunstschule hatten. Von