70
Goldschmied Diego Martin, sind 1580 hier tätig, kurz, es herrschte ein recht lebhaftes künstlerisches Gewerbeleben unter Joachims Regierung, das keineswegs auf Berlin beschränkt blieb, sondern auch in Frankfurt, Guben, Brandenburg, Havelberg u. a. blühte. Manches ist freilich später zugrunde gegangen, vieles auch erst ein Jahrhundert später zur Reife gelangt; wenn man aber die weitere Entwicklung verfolgt, dann zeigt sich der große belebende Einfluß, der von Joachim II. auf die Kunst der Märker ausgegangen ist. Bein wesentliches Verdienst ist ferner, daß nicht nur fremde Künstler in das Land kamen, sondern daß diese auch durch ihre Tätigkeit auf die einheimischen Kräfte zurückwirkten.
Weniger einflußreich war die Regierungszeit Johanns von Cüstrin, der nach dem Tode Joachims I. die Neumark mit den Herrschaften Sternberg, Cottbus, Trossen, Peitz erhalten hatte. Seiner haushälterischen und sparsamen Natur widerstrebte es, für künstlerische Aufgaben größere Aufwendungen zu machen. Immerhin zeigt auch das wenige, was er in Cüstrin geschaffen hatte, einen völligen Bruch mit der Vergangenheit. Die Portale des Schlosses aus der Mitte des Jahrhunderts lassen einen sicheren Geschmack erkennen, der wohl kaum im Lande erwachsen war, sondern wie die Berliner Bauten auch auf sächsische Vorbilder zurückzuführen sein dürfte. Vielleicht hat auch hier Caspar Theiß tätig eingegriffen. Der im Stile des Röbelschen Altars in Spandau errichtete Altar in der Schloßkirche zu Cüstrin scheint nach den Berichten allein ein Zeugnis größerer Prunkliebe dieses Herrschers gewesen zu sein.
Überblicken wir noch einmal die Periode des Kurfürsten Joachim II-, dann zeigt sie eine rege Tätigkeit auf allen künstlerischen Gebieten. Sie bildet eine Wende, in der sich das Mittelalter scharf von der neueren Zeit scheidet. Die Künstler und Handwerker, die vor ihm noch im Banne der Gotik schufen, wandten sich der aufblühenden Renaissance zu. Indessen hatte mehr als diese äußerliche Wandlung zu bedeuten, daß die Künste begannen, sich von den örtlichen Umständen zu befreien, daß sie in der ganzen Provinz (mit Ausnahme der südlichen Gebiete) ihre Richtung von der Hauptstadt erhielten, zum Teil von Künstlern, die selbst Fremde im Lande waren. Freilich nur die Anregungen. Im letzten Grunde zogen sich doch die Künstler bald wieder auf ihren engen Umkreis zurück, wenn sie auch die eingeschlagenen Renaissancebahnen nicht wieder verließen. In Abhängigkeit von Berlin und dem Hofe kamen sie erst ein Jahrhundert später von neuem, dann aber dauernder.
Die Kunst vom Beginn der Frührenaissance bis zum Zusammenbruch unter dem Kurfürsten Georg Wilhelm. 1640. 1571—
Noch war Brandenburg ein kleines Land mit engen Interessen und Berlin eine Stadt von wenigen tausend Einwohnern, als der lebensfrohe Joachim die Augen schloß. Obwohl die Künstler, die er an seinen Hof zog, vielfach aus der Fremde kamen und in Brandenburg in leitender Stellung wirkten, so blieb das Gros der Bevölkerung doch in seinen alten Anschauungen, denn noch entschied der Handwerker in vielen Fragen der Kunst; noch waren künstlerische und handwerkliche Tätigkeit vielfach dieselben; noch