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Abb. 71. Renaissanceportal in Belzig.
gelangte, selbst in den neuen Renaissanceformen, der Geist der alten Hauskunst zum Durchbruch.
Aber schon kamen in den großen Fragen die Einflüsse des Hofes in Betracht. Die kurfürstlichen Berater waren nicht nur in den Städten Berlin und Cölln tätig, sondern sie suchten auch in anderen Grten ein Wirkungsfeld. Langsam und unmerklich fand die Renaissance auf dem Lande Eingang, wo sie teils durch die Schloßbauten des Adels, teils durch Beamte des Kurfürsten, teils auch durch einzelne Gewerbe Wurzel faßte.
Die mittelalterliche Stadt hatte noch in nichts ihren Charakter abgestreift, es sei denn, daß steinerne Häuser jetzt wenigstens im Wittelpunkte vorherrschten. Im einzelnen aber zog auch hier ein neuer Geist ein. hatten doch die Perleberger schon 1559 ihren Roland in ein für die Zeit recht modernes Gewand gekleidet! Wohnhäuser mit prächtigen Renaissanceportalen waren in allen Städten entstanden, deren Jahreszahlen eine steigende Bautätigkeit für das Ende des 16. Jahrhunderts belegen. Was wir aber an künstlerischen Formen sehen, weist auf Sachsen zurück, das seit Joachim I. Maurer, Steinmetzen, Zimmerer und leitende Architekten in die bran- denburgische Mark gesandt hatte (Abb. 7f u. 72).
1571 folgte Johann Georg seinem heimgegangenen Vater auf den Kurthron Brandenburgs. Für die glänzende Hofhaltung seines Vaters hatte er nicht viel übrig; er entließ nicht nur viele Beamte, sondern ließ einige, die nach seiner Meinung die Gutmütigkeit seines Vorgängers gar zu sehr ausgenutzt hatten, verfügen. Wenn er auch haushälterischer war, so hatte er doch für die ernsten Seiten der Landesverwaltung genügendes Verständnis, um Handwerk und Kunst nach jeder Seite hin zu unterstützen. Ihm lag es am Herzen, auch die Kräfte des Landes, die nicht unmittelbar dem Hofe zugute kamen, volkswirtschaftlich zu stärken. So gründete er Papier- und Pulvermühlen, Salpetersiedereien, Teppichwebereien, Glashütten, aus denen die berühmten Thurneyßerschen Rubingläser hervorgingen, Kohlengruben, Eisengießereien, begünstigte den Buchdruck in Abb. e 72. Portal in Schloß Boytzen- einer Weise, daß Berlin damals in der vordersten Reih
stand- Ihm war nicht das Ergebnis an sich die Haupt- j. A,b. Schwaitz. Berlin MV. S7. sache, sondern die volkswirtschaftlichen Kräfte, die