es hervorbrachten, und die er in jeder Weise stützte. Während seine Vorgänger die einzelnen Künstler ins Land zogen, um ihnen ganz bestimmte Aufgaben zu stellen, richtete sich der Blick Johann Georgs auf die Gesamtheit, die er durch Einwanderer zu heben trachtete. Eine große Anzahl Niederländer folgte seiner Einladung und ließ sich in Brandenburg nieder.
Der Schloßbau wurde erheblich erweitert. Nach einzelnen kleineren Arbeiten, die von den sonst unbekannten Hans Raspel und Paul Hüber geleitet wurden, wurde Rochus Guerini von Lynar, der vordem in sächsischen Diensten stand, mit der Fortführung des Baues beauftragt. Als Generalintendant des Bauwesens waren ihm zunächst die großen Festungsbauten unterstellt, von denen das ihm freilich nicht ganz sicher zuzusprechende Lingangshaus der Spandauer Zitadelle eine sehr achtungswerte Leistung ist. Für den Schloßbau stand ihm der Dresdener Architekt und Steinmetz Peter Kummer zur Seite, von dem der Entwurf des sogenanntm Hauses der Herzogin und der des späteren Schloß-Apothekenflügels herrührt. Seine Tätigkeit war im wesentlichen auf die Jahre 1583—1585 beschränkt. Wenn er auch zwei Jahre später noch einmal berufen wurde, so scheint er doch eine größere Aufgabe nicht mehr angegriffen zu haben; aber mit ihm sind wohl auch andere Künstler nach Berlin gekommen, unter denen die Nachrichten einen Caspar Schwab, einen Giovanni Batista Sala, einen „welschen" (wie ihn eine Dresdener Urkunde nennt) Peter Niuron, einen Holländer Jakob Holtwein von Delft namhaft machen. Von größerem Einflüsse scheint mir Niurons Tätigkeit gewesen zu sein, der an dem „Grünen Hut" und im Innern die kurfürstliche Wohnung mit Hilfe des Hofmalers Hieronymus Rosenbaum herrichtete. Sehr wahrscheinlich erbaute Niuron auch den Zwischenbau zwischen den beiden heutigen Höfen und die Nordostecke zwischen Schloß und Schloßapotheke. Nur die schmucklosen Formen des elfteren sind erhalten, während der andere mit dem Hauptbau des Taspar Theiß unter Schlüters Leitung zum größten Teile verschwand.
Wir finden jetzt nicht mehr die zierliche und tastende Renaissance des Theiß, die unter Johann Georg wesentlich ruhiger und gesetzter wurde. Die Formen wurden straffer, fast bürgerlicher oder verzichteten zum Teil auf jeden architektonischen Prunk, obwohl der pirnaer Sandstein noch reichlich Verwendung fand. Die Renaissance, die einige Jahrzehnte vorher als ein Fremdgewächs eingeführt wurde, hatte inzwischen Wurzeln gefaßt und brandenburgischen Geist angenommen. Nicht zum Schaden der Kunst. Denn durch diese — manchmal schwere — Schlichtheit wurde sie auch bodenständig und gewann Einfluß auf die städtische bzw. bürgerliche Baupflege, die im Anfänge des nächsten Jahrhunderts recht gute Werke in den märkischen Städten hervorgebracht hat.
Nicht unwesentlich unterstützt wurde diese Richtung durch die pflege des Handwerks, auf die die eingewanderten Elemente Einfluß gewannen. In der Druckerei Thurneyßers waren ganz ausgezeichnete Holzschneider wie Peter Hille, Wolf Meierpeck, Jakob Anton Brück-Saufen, Hans Heu-am-Maul, Georg Scharfenberg, Konrad Reinhard, Johann Bock tätig; selbst ein Amman arbeitete für diese Offizin. Die Tätigkeit Thurneyßers, über die wir nur eine unverhältnismäßig dürftige Kunde haben, und die aber im stärksten Maße auf die Gewerbe zurückgewirkt hatte, wurde bahnbrechend für viele Gewerbe. Ein Teppich im Kunstgewerbemuseum — obwohl kaum aus Thurneyßers