Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
Entstehung
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keineswegs auch in dem Lande erlosch, zeigen die recht ansehnlichen Schloßbauten der Zeit. Das von Klitzingsche Schloß in Demerthin, das nach einer Inschrift 1604 wenigstens ausgebaut worden ist, beweist durch seine künstlerisch reichen Formen, daß die in Freienstein, Meyenburg und Horst zum Durchbruch gekommene norddeutsche Renaissance nicht auf diese Schlösser beschränkt blieb, sondern auch in anderen Prignitzschlössern Anwendung fand. Noch mehr aber zeigt das Schloß Plattenburg die durchaus selb­ständige, von Berlin ganz unabhängige Richtung, die damals bei den Schloßherren in den beiden prignitz beliebt war. In der Ausgestaltung der Plattenburg hat die Familie

von Saldern ein Werk der Innen­einrichtung von bedeutendem künstlerischen Werte geschaffen, ein Werk, das aus dem Anfänge des 16. Jahrhunderts schwerlich ein ebenbürtiges Gegenstück hat (Abb. 73). Es wird vergeblich sein, nach der Herkunft des un­bekannten Künstlers zu forschen. Jedenfalls stand er in engen Be­ziehungen zur Kunst des benach­barten Mecklenburg; doch läßt die vorherrschend gebrochene grad­linige Komposition wieder An­deutungen auf Holstein zu. hier wird man vielleicht die Heimat des wandernden Kunsttischlers zu suchen haben, der durch die Um­stände in die Mark Brandenburg geführt wurde. Nach der han­sischen, besonders aber mecklen­burgischen Heimat weisen auch die schönen, überaus fein abgewoge­nen Formen der Kanzel in der Pfarrkirche von Wittstock. Es soll damit nicht gesagt sein, daß sie nicht in der prignitz gefertigt sei es scheint vielmehr, als ob um 1600 herum gerade hier eine außerordentlich lebhafte künstlerische Tätigkeit geherrscht habe, aber sie steht in engsten Beziehungen zu der mecklenburgischen. Sicher sind starke Anregungen hinüber und herüber geflossen, die die beiden, prignitz und Mecklenburg, zu einem gemeinsamen Stilgebiet machen. Linzeluntersuchungen werden darüber wohl noch Licht verbreiten.

Eine ganz andere und ebenso von dem kurfürstlichen Hofe völlig unabhängige Kunstrichtung offenbart sich in den gerade Ende des 16. und Anfang des 17. Jahr­hunderts lebhaft erstehenden Schloßbauten der südlichen Grenzgebiete. Wie wir wissen, war hier eine von Sachsen abhängige Kunstüberlieferung in der Architektur maßgebend,

Abb. 73. Schloß Plattenburg.