Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
Entstehung
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ablöste, errichtete, von der später wieder in Wegfall gekommenen Stechbahn an der Süd­seite des Theißschen Baues abgesehen, einen Bau zwischen dem alten Hause der Herzogin und dem Lynarschen Nordflügel (Abb. 82). Die ganze Sinnesrichtung Nehrings war auf das Gediegene, Schlichte und Ernste gerichtet; auch der an holländischer Einfachheit erinnernde schwere und schmucklose Bau verleugnete diese Züge nicht. Aber er brachte auch ein neues Kunstbekenntnis mit, das noch schüchtern, dann aber mit fester Be­tonung die künstlerische Wirkung der Verhältnisse hervorhob. Das war ganz der ernsten Zeit angemessen und bald überwunden worden, indessen blieb diese Richtung doch noch herrschend bis in die Tage Andreas Schlüters, wenn auch Nehring selbst

Abb. 83. Das Schloß in Cölln um 1690. Nach Stridbeck.

diese Bedürfnislosigkeit bald durch größere Freiheit in der Anwendung von Baugliedern zu überwinden suchte. Schon das Danckelmannsche Palais, das spätere Fürstenhaus, zeigt den Architekten etwas reicher und lebhafter, die Lange (Kurfürsten-) Brücke sogar von einem feierlichen Pathos, das ihn auch bei der Erbauung der Häuser des Mühlen- dammes nicht verließ (16841688). Das waren ganz neue Töne in dem Architekturbilde Berlin-Cöllns, so neu, daß man später versucht war, die prunkendere Blondelsche Kunst des Zeughauses auf diesen Meister zurückzuführen.

Don den architektonischen Innenarbeiten steht in erster Reihe der große Festsaal im kurfürstlichen Schlosse, der von den Zeitgenossen in manchmal überschwenglicher Weise gerühmt wird und als Alabastersaal in der Kunstgeschichte bekannt ist. Jedenfalls gehört er zu den hervorragenden Werken des 17. Jahrhunderts.1) Die etwas gedrungenen

1) Einen Wiederherstellungsversuch hat Hofbaurat Geyer in dem Hohenzollern-Jahr­buch 1897 (I, S. 153, Abb. 13) veröffentlicht.