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nicht unwesentlich wirkte. Don ihm rührt u. a. das durch seine Stückarbeiten bemerkenswerte Schloß in Cöpenick her1) (Abb. 86 u. 87).
Es ist gewiß eine auffällige Tatsache, daß dieser großen Anzahl von Malern, die im Dienste des Kurfürsten tätig waren, eine verhältnismäßig kleine Anzahl von Architekten gegenübersteht; sie wird noch auffälliger durch den Umstand, daß die letzteren durchaus hervorragende Kräfte sind, während von den Malern und der überwiegenden Anzahl der Bildhauer nur ein mittelmäßiges Können behauptet werden kann. Das erklärt sich jedoch aus der Natur des Kurfürsten. Auf der einen Seite war er Staatsmann und Volkswirt, der gerade die künstlerischen Kräfte in den Dienst der Gewerbe stellen wollte, auf der anderen aber selbst eine ästhetisch empfindende Natur, die im künstlerischen Geben und Nehmen ihr Genüge fand. Ein französischer Edelmann, Chap-
Abb. 87. Schloß in Cöpenick.
Nach Aufnahme von Hofphotograph L. Alb. Lchwartz. Berlin NW. 87.
puzeau, der ein Buch über seinen Besuch in Berlin herausgegeben hat, gibt das durchaus glaubenswerte Zeugnis: „Es gibt vielleicht keinen Monarchen in Europa, der eine so erstaunliche Menge von Bildnissen, seltenen Bildern und solchen von den besten Meistern besitzt, als der Kurfürst von Brandenburg, ner der ein bewundernswerter Ken der Malerei und aller schönen Dinge ist.2) Wenn der künstlerische Blick des Kurfürsten vielleicht etwas befangen war, so war er um so schärfer in der Beurteilung des Verhältnisses der Kunst zum Gewerbe und zum Wohlstände des Volkes.
Er hatte bald erkannt, daß ohne Einwanderung fremder Elemente an eine Hebung des Handwerks nicht zu denken war, obwohl der blinde Eifer der Innungen sich oft gegen diesen Zustrom wandte. Indessen war das auch später oft noch zu bemerken und mehr aus der Zeit als aus der Organisation der Innungen heraus zu verstehen.
1) Eingehende Forschungen über diese Künstler sind veröffentlicht von Seidel, Die Beziehungen des Großen Kurfürsten zur niederländischen Kunst. Jahrbuch der Kgl. Kunstsammlungen XI, I 8 Y 0 , S. Ny ff.
2) Corn. Gurlitt, Studien zur Baugeschichte Berlins. Bär XV, Z88Y, S. L52ff.