Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
Entstehung
Seite
100
Einzelbild herunterladen

Lärme, der Marinemaler Madderstegh und der Architekturlehrer und Stecher Joh. Baptist Broebes. Als Bildhauer wurde neben Schlüter Balthasar Permoser, als Kupfer­stecher Lorenz Beger, Samuel Blesendorf, Martin Engelbrecht, Johann Hainzelmann, Johann Georg Wolfgang und Paul Decker berufen. Mit Ausnahme des aus Frankreich stammenden Broebes finden wir hier Künstler vereinigt, die keineswegs die Nehringsche Tradition stören konnten; aber auch Broebes beschränkte sich im wesentlichen auf seine Stiche. Für die Baukunst kam er nicht in Betracht. Die anderen waren gute Mittel­mäßigkeiten, zumeist holländischer Herkunft und ohne persönlichen Ehrgeiz.

Von größerem Gewicht waren die Architekten, die mit Schlüter an den branden- burgischen Hof berufen wurden, vor allem der Franzose de Bodt und der Schwede Eosander, nach einem Verwandten von Goethe genannt. Freilich fehlte beiden die monu­mentale Kraft Schlüters; aber sie verfügten über eine einschmeichelnde Formensprache, die indessen zu selbständigem Wirken nicht ausreichte- und im Kampfe mit der großen Schlüterschen Kraft so lange unterlag, wie dieser Riese noch unmittelbar neben ihnen stand. Doch darf de Bodt als schaffender Architekt nicht unterschätzt werden. Unver­gänglich wird sein Name mit dem Zeughause, der neben dem Schloßbau monumentalsten Bau­schöpfung des alten Ber­lin, verknüpft bleiben (Abb. 92), Die Urheber­schaft des Entwurfs ist zweifelhaft; der älteren

Nach Aufnahme von Hofphotograph J. Alb. Schwach. Berlin UW. 87. Von N ico­

lai hin Nehring zu­sprach, steht die bisher wenigstens historisch und stilistisch begründetere entgegen, die in dem Franzosen Blondel den Schöpfer sieht, obgleich Nehring und nach seinem Tode Grüneberg die Leitung des Baues in Händen hatten. In der Tat künden die Einzel­heiten in der Einteilung der Fassade, in den Fensterformen und der würdevollen Plastik des Aufbaues Züge, die an Paris gemahnen. Ganz unverkennbar weist die südliche Fassade mit ihrem Mittelbau auf den Louvre hin. Doch rührt von Blondel im günstigsten Falle nur der Entwurf, nicht die Ausführung her, die ursprünglich in Nehrings, im wesentlichen aber in de Bodts Händen lag, der viel Eigenes hinzufügte, als er s700 in den Dienst Friedrichs trat. Mit ihm waren zahlreiche Künstler französischer Herkunft am Zeughause tätig: der Architekt Longuelune, die Ingenieure Tayart und Quesnays, die Bildhauer Charpentier, Damart, Hulot, der letztere neben Schlüter der begabteste der Mitarbeiter an dem Monumentalbau.

Den Einfluß Schlüters auf die Kunstentwicklung Berlins bezeugt am besten eine Äußerung Cappuzeaus (s. S. 9 2) , dem zuerst der holländische Zug im Gesichte der Stadt auffiel, der trotz der Mitwirkung italienischer und französischer Künstler nicht wesentlich verändert wurde. Erst die ausgebreitete Tätigkeit Schlüters führte in wenigen Jahren

»Wo»!