Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
Entstehung
Seite
113
Einzelbild herunterladen

Figuren, denen man freilich mehr architektonisches Einfügen als individuelles Leben nachrühmen kann. Von dem nur vorübergehend in Berlin tätigen Bayern Balthasar Perm oser hat sich keine Darstellung in Berlin erhalten, da sein Hauptwerk, das Grabmal des am Hofe vielbeschäftigten Stempelschneiders Raimund Pfalz, bei dem Brande der Petrikirche verloren ging. Als weitere, aber untergeordnete Kräfte wirkten unter und neben Schlüter die Bildhauer Nahl, Damart, der 1712 das gute Denkmal des Bürgermeisters Biermann in der Nikolaikirche schuf, Becker, Henzi, Herfort, Weyhen- meyer, Simonetti und King, von denen die vier erstgenannten wahrscheinlich die Her­steller der Sockelfiguren am Denkmale des Großen Kurfürsten sind.

Abb. 103. Sarkophag der Königin Sophie Charlotte. Von Schlüter.

Nach Borrmann,Die Bau- und Kunstdenkmäler von Berlin".

Bei der Kunstpolitik des Berliner Hofes, die sich ein halbes Jahrhundert lang ununterbrochen auf das Herbeiziehen bedeutender Künstler richtete, war es selbstverständlich, daß auch die Gewerbe sich außerordentlich entwickelten. In vielen Fällen wirkten auch die Künstler unmittelbar auf das Gewerbe ein. Die Paradesärge Friedrichs und der Königin Sophie Charlotte im Dom (Abb. 1OA) verraten die Schlütersche Hand, obwohl seine Urheberschaft nicht unbedingt feststeht, während die, in der Komposition nicht ganz glück­liche Kanzel in der Marienkirche sicher in dem Entwürfe auf diesen Künstler zurückgeht. Leise kündigt sich in diesen Werken ein rein äußerliches und dekoratives Übergewicht an, das unbedenklich auf die Trennung von Entwerfer und Ausführenden zurückzuführen ist. Die völlige Industrialisierung der Kunst ist zwar erst unter dem Nachfolger des ersten Königs durchgeführt, indessen war sie bereits durch die ganze Art der höfischen Kunst-

Brandenburgische Landeskunde. Bd. IV.

8