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pflege eingeleitet. Noch behauptet sich auch im Kleinkunftwerke ein Adel der Form; sowie aber die führenden Künstler zurücktraten, mußte diese Kunst verdorren. Selbst unter den günstigen Umständen, daß neue Industrien und Gewerbe in Brandenburg entstanden. Und daran fehlte es nicht. Da der in Berlin wohnende Gießer Martin Hinze, bekannt durch hervorragende Geschütz- und Glockengüsse, für den Guß des Denkmals Friedrichs III. versagte, da er „dergleichen noch niemals gefertigt hatte", so wurde der in Paris ausgebildete Gießer Johann Jacobi, von Geburt ein Hesse, nach Berlin berufen, wo er neben diesem, dem Kurfürstendenkmal und dem hulotschen Königs- bildnisse noch eine Reihe kleinerer Gußwerke herstellte. Freilich starb seine Kunst nach seinem Tode 1725 bald wieder aus, da noch der große volkswirtschaftliche Zug fehlte, um in der erzlosen Mark eine lebensfähige Gußindustrie zu schaffen.
Andere Kunstindustrien seien nur kurz erwähnt. 1699 erscheint der Holländer Cornelius Funck als Fabrikant, der vielleicht neben weißem auch „Böttcher"-Porzellan herstellte. 1696 wurde aus Venedig Johann Pallada berufen, um eine Fabrik für feine Glaswaren, einschließlich Kunkelscher Rubingläser, zu errichten. Ebenfalls aus Holland stammten die Brüder Casteels, deren Gobelins einen Ruf hatten, aus Frankreich P. Mer- cier aus Aubusson, der für das Schloß in Charlottenburg Gobelins webte.1) Selbst Chinawaren stellte der Lackierer Gerard Dayly her.
Die Namen der Künstler, die aus Anlaß der Gründung der Akademie nach Berlin berufen wurden, haben wir bereits kennen gelernt (S. 99). Sie fanden auch außerhalb ihrer Lehrtätigkeit einen umfangreichen Wirkungskreis. Gericke aus Spandau schuf den Altar in der Nikolaikirche, malte die Decke in der Brandenburgischen Kammer2) und die schwülstigen Deckenfiguren im Oranienburger Schlosse, von P. Leygebe stammen die Decken der roten Samtkammeich und das Tabakskollegium Friedrich Wilhelms I. im Hohenzollernmuseum, von Belau die Ausmalung des Treppenhauses2) von Peter de Coxcie die Decken in der Bildergalerie2) und in der Charlottenburger Schloßkapelle, von J. F. Menzel die Decken im Rittersaals und im grünen Salon2) ferner Entwürfe von Teppichen und Zeichnungen der Königskrönung, die von J. G. Wolfgang für das Bessersche Krönungswerk gestochen wurden. Cornelius Begeyn, Michael Carrée und der Marinemaler Madderstegh beschränkten sich auf Tafelmalerei oder übten im Verein mit den oben (S. IOO) genannten Künstlern eine umfangreiche Tätigkeit als Kupferstecher aus. Reich mit Aufträgen für das Schloß in Charlottenburg wurde Augustin Cerwesten versehen, der auch in Mranienburg und Berlin tätig war. Noch 1 7 11, zwei Jahre vor dem Tode des Königs, wurde Antoine Pesne berufen, der einzige mit dauerndem Ruhme. Der Stecher Samuel Blesendorf war zugleich ein erfolgreicher Emailmaler.
Es ist also eine ganze Reihe von Künstlern, die als Maler oder Kupferstecher für den preußischen Königshof tätig waren. Sie waren auch vollauf beschäftigt, prüft man indessen die Werke, die sie hinterlassen haben, dann kann man ihnen besonders Leistungen nicht nachrühmen. Zumeist bewegen sie sich in einem äußerlichen Pathos, dem jede innere Wärme fehlt. Brave Mittelmäßigkeiten, aber Manieristen, die selbst
1) Ein hervorragend schönes Stück mit den Kriegstaten des Großen Kurfürsten befindet sich im Hohenzollern-Museum.
2) In Berlin.