Komposition einigermaßen verdecken, die in den Einzelheiten von dem jüngeren Bou- mann und Unger, einem der begabtesten Architekten dieser Zeit, herrührt.
Dem Plane eines preußischen Horums siel auch der alte Berliner Dom zum Opfer, um als eine Schöpfung des älteren BoumaNn wieder im Lustgarten zu erstehen. Freilich hat der an und für sich nicht sehr glücklich erfundene Bau unter späteren Umbauten zu leiden gehabt; indessen ist er auch ein sprechender Zeuge für die Unzulänglichkeit der friderizianischen Zeit für wirklich hervorragende Monumentalbauten. Auch das Opernhaus ist davon nicht auszunehmen; denn nur die Nordseite ist monumental empfunden, während alles übrige mit Einschluß der Innenräume bei aller Liebenswürdigkeit der Einzelheiten große Züge nicht besitzt. Unobelsdorff würde wohl kaum in der Lage gewesen sein, den Horumgedanken völlig einwandfrei durchzuführen, da dieser ehemalige Offizier, Maler und Architekt einer solchen Aufgabe gegenüber sicher versagt hätte. Als ein unbestrittener Meister des Städtebaues aber zeigte er sich in den vortrefflichen platz- anlagen. Sowohl der schon von Friedrich Wilhelm I. in Aussicht genommene runde Belle-Allianceplatz, das frühere Rondel, wie auch der Leipziger Platz sind vortreffliche Schöpfungen der Zeit, obwohl ihnen die geschlossene Platzwirkung mit der Zeit durch den Verkehr verloren ging.
Auch der, in seinen Grundlinien bereits von dem verstorbenen Könige bestimmte Wilhelmsplatz krankt an der Unentschlossenheit des Königs, der einen point-de-vue haben wollte, aber doch nicht den Willen zeigte, ihn architektonisch durchzuführen. Er beschränkte sich mit Laubanlagen, denen wieder die engen Beziehungen zu den Bauten fehlten. In diesem Halle haben sich die Nachteile einer gar zu ängstlichen Rechteckteilung erst gezeigt, als bei dem Bau der Untergrundbahn die Überführung der Mohrenstraße durchgesetzt wurde. Das größere Verhängnis war allerdings der Umstand, daß zwei Plätze in der Achse rechtwinklig aneinandergefügt wurden, ein Fehler, der übrigens noch weit schärfer bei dem im 19. Jahrhundert angelegten Königs- und Alsenplatz hervortritt.
Des großen Königs hauptsächlichste künstlerische Tätigkeit liegt in der Zeit nach dem Siebenjährigen Kriege. Was vor ihm geschaffen wurde, trägt noch die Züge strengerer architektonischer Schulung, wie es sich aus der Natur Knobelsdorffs von selbst ergab. Alles zeigt auch unverkennbar den Einfluß dieses Hauptarchitekten der Zeit. Der Krieg machte einen tiefen Schnitt in der Entwicklung; nach seinem Abschlüsse hatten sich die Verhältnisse stark geändert; der König war vor allem gereifter geworden. Andere Männer, wie Gontard, Unger, Boumann der Jüngere, dessen Vater gleichfalls noch wirkte, waren seine Baumeister. Erst jetzt kam das Rokoko zur vollständigen Herrschaft. .
Mit vermehrtem Eifer setzte der König 1769 seine Bautätigkeit in Berlin und Potsdam fort, das bereits vor dem Kriege viele Beweise seiner künstlerischen Gunst erhalten hat. Während Friedrich aber vorher sein Hauptinteresse auf die Durchführung bestimmter Hauptwerke legte, suchte er jetzt, ohne diese zu vernachlässigen, mehr das Gesamtbild durch die Erbauung möglichst vieler Wohnhäuser zu beeinflussen und einen einheitlichen Gesamteindruck zu schaffen.1) Es geht ein großer Zug durch diese Bau-
1) In Potsdam allein hat er nach Mangers Angabe 616 meist massive Bürgerhäuser aufführen lassen.