Die Bürgerschaft stand dieser neuen, durchaus fürstlichen Kunst zunächst noch ratlos gegenüber. Ihre Wohnungen einem solchen Geschmacke anzupassen, verboten schon die Kosten. Indessen kamen doch schon vereinzelt Polstermöbel auf, die aber noch als Fremdkörper wirkten und erst nach Jahrzehnten, nach Überwindung des eigentlichen Rokokos, sich einheitlich mit dem Raume verbanden.
Mit Staunen und Bewunderung sahen die Zeitgenossen auf die Kunst des großen Königs. Obgleich auch in anderen deutschen Residenzen ähnliche Bestrebungen herrschten, einer solchen umfangreichen und, nach ihren Kosten gemessenen einzigartigen, künstlerischen und noch dazu rein persönlichen Tätigkeit eines Fürsten war nichts an die Leite zu stellen.
Abb. 1 25 . Musiksaal im Stadtschloß zu Potsdam.
Nach „Potsdam mit den Kgl. Schlössern und Gärten". Vita-Verlag. Berlin.
Noch weniger in Brandenburg, wo nur in der damals noch sächsischen Lausitz sich ein von Dresden abhängiges Kunstleben notdürftig erhielt. Die Architektur beweist die konstante Entwicklung der Dresdener und den engen Zusammenhang der Lausitzer mit der residenzlichen Kunst. Der allmächtige Minister des Königs August, Graf von Brühl, hatte das um 1680 erbaute Promnitzsche Schloß in Pförten erweitert und zu einem prachtvollen Bau umgestaltet. Leider ist die schöne Innenausstattung 1758 ein Raub der Flammen geworden; nur der Festsaal gibt in seiner Wiederherstellung ein kümmerliches Bild des einstigen Glanzes. In ähnlicher Weise, wenn auch nicht ganz so prunkreich, ist das Schloß in Alt-Döbern erbaut, von dem indessen ansehnlichere Teile auf uns gekommen sind als in Pförten. Sie geben aber in ihrer überreichen Stuck- und Gemäldedekoration ein Bild jenes sächsischen Rokoko. Es ist insofern sicherer und einheitlicher als die Berlin- Potsdamer Richtung, als die Dresdener Überlieferung nicht so oft gestört worden ist wie jene.
Brandenburgische Landeskunde. Bd. IV.
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