Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
Entstehung
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Glume vertreten wurde; die Heldherrenstatuen sind schon Ergebnisse preußischen Geistes, preußischer Exaktheit, die nur lebhaft darstellen wollen und aus tiefere Eharakteristik noch verzichten. Die Nüchternheit einer solchen Kunstausfassung, die sa auch aus anderen Geistesgebieten zu beobachten ist, steht mit der Auslösung des barocken Zeitgeistes in Ver­bindung und bildet einen Protest gegen die schon dem Untergange nahe, aber durch die oberen Schichten noch sestgehaltene Rokokokunst.

Die Potsdamer Bauten des Königs hatten einen ganzen Stab von Künstlern herangebildet, die weniger für die Kunst als für das Gewerbe Einfluß hatten; sie zogen sich mehr oder weniger nach Berlin zurück, wo bereits eine auf älterer Grundlage stehende Bijouterie- und Goldschmiedekunst eine große Bedeutung erlangt hatte.1) Die Porzellan­manufaktur zog andere Kräfte nach Berlin, darunter den berühmten Emailmaler Jacques Clauce, den erwähnten Modelleur Elias Meyer, Genelli d. A., dessen antike Götter und Helden die leichte Formenwelt des Rokoko inhaltlich füllten, die Maler Boehme, Borr- mann, Klipfel, die Kunsttischler Kambly, Gisse, die Stukkateure Sartori und Merk, die Musterzeichner und Sticker Heynitschek und Genelli d. A. und schließlich noch die Innen­architekten Hoppenhaupt, J. W. Meil und Nahl. Andere Kräfte bildeten sich in der Seidenweberei und Spitzenklöppelei aus. Sowie einmal ein Stillstand in der Bautätigkeit des Königs eintrat, mußten alle diese künstlerischen Elemente einen neuen Bestellerkreis zu gewinnen suchen, der nach der ganzen Lage nur unter den begüterten Bürgern zu finden war.

Nicht ohne Anregung auf diesen Kreis blieb die Sammlung von Antiken und Gemälden, mit denen Friedrich II. diese gleiche Leidenschaft seiner Vorfahren fortsetzte. Weniger waren seine Gemälde, von denen er die französische Schule bevorzugte, und die mehr seine Zimmer und 5äle schmückten, als daß sie öffentlich aufgestellt wurden, hier von Einfluß als die römischen Griginalskulpturen. Wenn es im einzelnen auch nicht nach­zuweisen ist, so haben sie doch sicher auf den jungen Schadow, auf Genelli d. I. und andere Künstler erheblich eingewirkt. In den letzten Jahren des Königs strebte die Kultur fort von dem Puder und der Perücke, von der zwar zierlichen, aber doch reichen dekorativen Kunst, um wieder für weite Kreise Schlichtheit, Wahrhaftigkeit und Ruhe zu erobern. Und wenn sie selbst zunächst aus nackte Nüchternheit zustrebte, so drang doch aus den gesammelten Antiken das Heuer einer höheren Kunst langsam durch.

Hassen wir noch einmal die Zeit des großen Königs in einem Überblick zusammen. Friedrichs Kunst bildete einen Wendepunkt. Sie hat ein doppeltes Gesicht, das sowohl in die Vergangenheit wie in die Zukunft blickte, das aber in der höchsten Steigerung einer wahrhaft fürstlichen Kunstrichtung überraschend schnell und dauernd nach unten zielte, hier im bürgerlichen Leben eine neue Bahn kündigend. Der Siebenjährige Krieg bildet nur einen äußerlichen Einschnitt, obwohl erst nach seinem Ende das königliche Rokoko aufblühte. Bildete der Barock Friedrichs I. einen Gipfelpunkt der monumen­talen plastischen Architektur, dem notwendigerweise eine Ernüchterung folgen mußte, so war Friedrichs II. leichtflüssige Rokokokunst derartig nach ihren Spitzen ausgezogen, daß nach ihr sich nur durch ein Aufleben von unten auf wieder künstlerische Gedanken bilden konnten. Das trat schon in den letzten Jahren des Königs zutage, aber die wurzeln dieser

1) Sarre, Die Berliner Goldschmiedezunft. Berlin 1895.