Weniger können die Innenräume dieser Zeit befriedigen. Nach der licht- und lebensprühenden Raumkunst der friderizianischen Zeit brachte die gemessene Sprache der Antike, auch wenn sie mit „pompejanischem Rot" (Eckzimmer im Potsdamer Stadtschloß von Niedlich) zu wirken suchte, für unseren Geschmack etwas Kaltes und Nüchternes mit, das gesteigert wurde durch das Bestreben nach möglichst einfachen Farbenzusammenstellungen oder gar Bevorzugung echter Steinmaterialien, die in ihrer schroffen Feierlichkeit für den Wohnraum eine unbehagliche Stimmung schufen. Mahagonimöbel mit Knochen- und Elfenbeineinlagen, Mahagonitäfelung an den wänden mit Marmorreliefs, an den Decken Grau-in-Graumalereien konnten sie nicht bannen. Diese ausgesprochen antike Gesinnung war nicht imstande, sich lange im Hause zu erhalten; sie stand dem deutschen Wohnlichkeitsgedanken zu schroff gegenüber, als daß sie anders denn mit Verleugnen ihrer architektonischen Herkunft sich behauptete. Was aber mit dieser Preisgabe erzielt wurde, war nichts anderes als die Kunst der Biedermeierei. Zunächst war man von dieser Entwicklung noch etwas entfernt. Langhaus selbst hat wohl das Unzulängliche dieser Kunst für den Innenraum empfunden und ihm in recht geschickter weise durch Abrundung der Ecken wenigstens bei Festsälen, wie im Niederländischen Palais, Unter den Linden, und im früher Dönhoffschen Palast, Wilhelmstraße 13, dem jetzigen Ministerium der öffentlichen Arbeiten, zu begegnen versucht.
Nicht so leicht konnten sich die alten Architekten Friedrichs II. der mit Langhans eingezogenen Richtung anbequemen; ein Unger hatte seine persönliche reichere und auch weichere Kunst noch an einzelnen Aufgaben unter der Regierung Friedrich Wilhelms II. zur Anwendung bringen können (Mauerstraße 36, die Eingangsgebäude zum Schloß Monbijou),1) die jüngeren Architekten aber wandten sich rückhaltslos der neuen Kunst zu, ohne aber besonders hervorragende Werke zu schaffen. Durch eine Reihe von Neubauten gewann indessen der Bberhofbaurat Titel Einfluß auf die bauliche Entwicklung Berlins. Von ihm rühren die Kommandantur an der Schloßbrücke, die Häuser Behrenstraße 66 und 44 her, von seinem Amtskollegen Leßling die nunmehr verschwundene schlichte Maison d'Orange in der Dorotheenstraße. Nur als mittelmäßige Leistungen kann man jedoch die alte Börse im Lustgarten, die alte Charité und die scherzhafterweise genannte „Reitende Artilleriekaserne" von dem Gontard-Schüler Becherer anerkennen.
In der Provinz war in dieser kurzen Übergangszeit nichts von wesentlicher Bedeutung entstanden, wenn wir von dem anspruchslosen, von Gilly d. J. erbauten Schloß in Paretz absehen. Nur der in schweren, fast ägyptisierenden Formen von Frau von
Abb. 1 27 . Dorfkirche in Falkenberg bei Berlin.
F. Alb. Schwortz. Berlin AVV. 87.
1) Von Scheffler nach Ungerschen Entwürfen erbaut.