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Daher begann sein Aufstieg erst nach den Befreiungskriegen, während Schadows künstlerische Tätigkeit zum großen Teile in ihnen wurzelte. Mit Berlin ist Rauch aber unlöslich verknüpft; seine Stellung zu dem Aunstleben der Hauptstadt wird dadurch noch gefestigter, daß er eine große Anzahl von bedeutenden Schülern herangebildet hat, die den Einfluß der Berliner Schule weitertrugen. Viele von ihnen haben bereits unter seinen Augen große Erfolge gehabt; zumeist liegt jedoch der Schwerpunkt ihres Wirkens in einer späteren Zeit, mit der sie zu betrachten sind.
Im Verhältnis zu den großen architektonischen und bildnerischen Leistungen in Berlin — die Provinz tritt mit Ausnahme von Potsdam jetzt völlig zurück — hat die Malerei nur eine bescheidene Stellung erlangt. Das war schon immer ihr Schicksal gewesen; im Anfänge des 19. Jahrhunderts stand es noch besonders schlecht mit ihr, weil die klare Einfachheit der Antike die Entfaltung der drei dimensionalen Aünste außerordentlich begünstigte. Von Schinkel selbst sind Versuche ausgegangen, durch Entwürfe für die Ausmalung der Säulenhalle im Alten Museum eine Monumentalmalerei in Berlin heranzubilden, die aber, ebenso an der Leidenschaftslosigkeit seiner Natur scheiterten, wie sie an dem nordischen Alima einen schwer zu überwindenden Gegner fanden. Die Monumentalmalerei schließt zudem eine Öffentlichkeit, ein Straßenleben ein, für das in Brandenburg sowohl klimatische wie volkspsychologische Voraussetzungen fehlten. Zwar hatten die Veit, Overbeck, Carstens und Cornelius eine neue Monumentalkunst aus christlicher Grundlage geschaffen, die trotz ihrer Farblosigkeit und trotz der Rühle ihrer festen Linienprinzipien eine leidenschaftliche Gedankenwelt umschloß; nach Brandenburg kam nichts davon, hätte auch kaum einen Einfluß ausgeübt, weil hier noch die aus dem Ende des 18. Jahrhunderts stammende, aus hellenischer Quelle gekommene Allegorie nicht nur weiterherrschte, sondern durch
r > n--'.' « ^ > L. Abb. 13 2 . Standbild Blüchers.
Schmkels Tätigkeit gestärkt war. Von Chr. Rauch.
Aber auch die Ölmalerei konnte sich nicht besonders entwickeln. Der einzige Maler, der auch zugleich dem märkischen Boden entstammte, der Landschaftsmaler Karl Blechen (s889—s8H0)h führte zeit seines Lebens ein verhältnismäßig stilles Dasein, dessen künstlerische Bedeutung den Zeitgenossen erst mit seinem frühen Tode offenbar wurde. Andere Maler, die aus der unter Schadows Leitung stehenden Kunstakademie hervorgingen, haben erst später Einfluß gewonnen, mit Ausnahme des schon erwähnten fleißigen Franz Krüger ( 179 7—1857), der jahrzehntelang das Ber liner Kunstleben beherrschte. Seine scharfe, aber trockene Charakteristik erlahmte nicht vor den umfangreichsten Darstellungen zeitgenössischer Ereignisse. Im Grunde genommen war er künstlerisch recht unbedeutend; aber er entfaltete auf dem Parkett des Berliner Lebens eine außerordentlich fruchtbare Tätigkeit, die freilich mit seinem Tode verschwand, ohne
1) L. v. Donop, Der Landschaftsmaler Karl Blechen, Mit 16 Kunstbeilagen.