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Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
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ländischen Empfindung aus zu erlangen suchte. Das war die Zeit der Romantik, der wir uns jetzt zuzuwenden haben.

Die Romantik Friedrich Wilhelms IV.

Schinkel hatte nicht nur in Berlin bahnbrechend gewirkt. Weit über Preußen hinaus gingen die Anregungen dieses Meisters, der sich nicht begnügte, eine tote Formen­welt zu einem vorübergehenden kurzen Scheinleben zu erwecken, sondern der den helle­nischen Geist dem deutschen Empfinden erst verständlich machte. Auf diesem Wege wurde das Griechentum wieder lebendig, wurde modern für eine Zeit, die ihm freilich mehr gefühlvoll als mit klarem Erkennen seines Wesens nahezukommen suchte. Es war daher auch innig verknüpft mit dem Wirken Schinkels. Wo er dem Hellenismus voran­schritt, in der Baukunst, in der Malerei und in dem Kleingewerbe, da überragte die rhythmische Klarheit seiner künstlerischen Empfindung das manchmal Unzeitgemäße und Landschaftsfremde. Infolge dieser persönlichen Seite des Brandenburger Hellenismus war er ein Höhepunkt in der Kunst, über den sie nicht hinaus konnte, ohne das klassische Ideal zu zerstören.

Den hellenistischen Studien war die Beschäftigung mit dem deutschen Altertum gefolgt. Altdeutsche Dichtungen wurden in großen Auslagen herausgegeben. Des Knaben Wunderhorn, Grimms Hausmärchen und andere Sammlungen stellten die Ver­bindung des lebenden Volksgeistes mit jenen vergessenen Sprachdenkmälern wieder her. Am Rhein und später in München wurden die Brüder Boisserée der deutschen Kunst kräftige Herolde; in Düsseldorf erstand eine Malerschule, deren romantischer Grundton mit der nie vergessenen Poesie des Rheines in Verbindung blieb; der Cölner Dom, das Ritterschloß in Marienburg, die Wartburg mit ihren gehaltvollen Legenden rückten in den Kreis öffentlicher Erörterung. Allmählich blühte hinter den lichten Griechentempeln eine wundersame Blume auf, deren Farben zum Teil in dunklem Mystizismus, zum Teil aber auch in der Hellen Begeisterung für die deutsche Vergangenheit prangten. Auch in der Stadt des Philosophen auf dem Throne, mitten in der nüchternen Denkart der kleinen und großen Nicolai, hatte sie unbemerkt Boden gefaßt, bevor man überhaupt an eine geistige Frontveränderung dachte. Immer strahlender wuchs auch im Bürgertums die Romantik auf, die literarisch von Ludwig Tieck, von Adelbert von Chamisso, Achim von Arnim, Clemens Brentano, de la Motte-Fouqucé, Heinrich von Kleist und vor allem von dem phantastischen E. T. A. Hoffmann gepflegt wurde. Auch die bildende Kunst konnte sich dieser Bewegung nicht entziehen und schwenkte seit den vierziger Jahren mit vollen Fahnen in das Lager der Romantik ein. Bereits der ruhige Blechen war ihr in seinen Landschaften nähergetreten. Der Berliner Porträtmaler Eduard Magnus (s 179 91872), dessen idealisierte Bildnisse bei der malenden Berichterstattung Krüger wie eine Offenbarung wirkten, der fleißige Zeichner Wilhelm Hensel aus Trebbin (1 7 941861) umwoben trotz aller scharfen Tharakteristik ihre Werke mit dem Zauber tiefer Empfindung und traumhafter Poesie, die selbst die realistischen Darstellungen aus dem Volks- und Zeitleben des in Brandenburg a. d. H. geborenen Theodor Hose-