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Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
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Einzelheiten. Ohne in Äußerlichkeiten hängen zu bleiben, fügen sich seine Gestalten zu reifen Kompositionen zusammen, die gleich weit von matter Manier wie von eckiger Aufdringlichkeit bleiben. In gleicher Weise den Pinsel wie den Griffel handhabend, suchte er seit früher Jugend sein Darstellungsgebiet in dem Leben der Gegenwart, bald auf den Höhen wandelnd, bald in den Niederungen sozialer Schichtung, in der Geschichte wie in der heimatlichen Landschaft. Aber er beobachtete das Leben von der hohen Warte philosophischer Ruhe; von einer tendenziösen Armeleutmalerei trennte ihn ein untrüglich scharfer Blick, der nur das Gestaltende, das Lebenwerbende auch bei kleinen Leuten sah. Wie sechzig Jahre vorher der Bildhauer Schadow der Künstler des Preußentums ge­worden war, so ist auch Menzels Tätigkeit zum größten Teil der Verherrlichung preu­ßischer Großtaten gewidmet gewesen. Nicht nur die Heldentaten des Großen Königs und die Erstehung des Reiches haben in ihm ihren besten Schilderer gefunden, sondern auch die starke Kraft des Wirtschaftslebens hat er mit überlegener Ruhe festgehalten. Auch Anton von Werner aus Frankfurt a. d. Oder (1843 1915), sei t 1875 Direktor der Kunstakademie, hat einen großen Teil seiner Arbeit den großen Ereignissen der neueren deutschen Geschichte gewidmet. Doch ungleich seinen geistreichen und lebensvollen Illustrationen zu Scheffels Dichtungen, leiden seine Gemälde vielfach unter einer straffen und trockenen Erfindung. Eine spätere Zeit wird aber dankbar seiner Tätigkeit als Direktors der Akademie gedenken, der er durch eine feste, zielbewußte Organisation die Mittel an die Hand gegeben hat, ganze Künstlergenerationen heranzubilden. Nur durch seine großen Wandgemälde für den Kuppelsaal der Ruhmeshalle,Einigung",Krieg", Nachruhm" undFriede", die ihn die letzten Jahre seines Lebens nach Berlin führten, ist Friedrich Geselschap (18141878) in den Kreis der Berliner Kunst getreten. Diese figurenreichen Gemälde knüpfen an die beste Zeit der Monumentalmalerei an, die im 19. Jahrhundert durch Peter von Cornelius, Wilhelm von Kaulbach auch Werners Fries an der Siegessäule gehört hierher in Berlin bedeutende Werke ge­schaffen hatte. Des Künstlers Bilder zeugen von einer großen geschichtlichen Auffassung und von einer wirkungsvollen Kompositionsgabe; doch fehlt ihnen durch die Verbindung von idealen und realen Welten die Geschlossenheit, infolge seiner leidenschaftslosen Ruhe auch die stürmische Kraft der Corneliusschen Fresken. Eine verwandte Darstellung hat der Lindenschmit-Schüler Mühlenbruch (geb. 1856) in dem großen Wandgemälde Das Zeitalter Kaiser Wilhelms" im Treppenhaus des Berliner Rathauses gegeben.

Menzel ist die stärkste Künstlerpersönlichkeit des Wilhelminischen Zeitalters, an die sich ein großer Kreis von Landschafts- und Geschichtsmalern schloß. Freilich konnte auch dieser Große eine moderne Berliner Malerschule ebensowenig schaffen wie die in der Akademie und in dem Berliner Künstlerverein vereinigten Künstler. Wohl sind manche von ihnen für die deutsche Kunst von Bedeutung geworden, aber nicht immer ist ihnen diese Bedeutung geblieben, viele der im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts gefeierten Namen sind schon heute zum Teil vergessen, weil sie entweder in ihrer Ent­wicklung von den auch in der Kunst nivellierenden Tendenzen der Großstadt erfaßt wurden, weil sie in der starren Dürftigkeit akademischer Einseitigkeit blieben, oder ihre Kräfte in einem planlosen Aufwühlen enger, zmneist von dem Ausland herbeigeholter künstlerischer Scheinprobleme verpufften. In diesem im kleinen bewegten, aber im