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großen doch nur wenig aufgerührten Kunstleben gingen die starken Einflüsse der Monumentalmalerei zugrunde, ohne andere als vorübergehende Wirkungen auszuüben. Mit Achtung vor ihrem ehrlichen Streben, aber doch ohne tiefen künstlerischen Einfluß schätzen wir Eduard Pape (geb.t 1817), Henneberg (1825—1896), Becker (1820—1900), selbs einen Gussow (1843—1906). Wir sehen die beiden Meyerheim (Eduard 1818—1879 und Paul, geb. - (1842), Graef (1821—1895), Bleibtreu (1828—1892), Camp hausen (1818—1885), deren Namen einst deutsche Kunst bedeuteten, trotz ihrer fruchtbaren Tätigkeit zusehends verschwinden hinter dem Schall und Rauch der Großstadt, ohne anderes als ein achtbares historisches Erinnern zu hinterlassen. Nur der einzige Ludwig Knaus (1829—1910), der bis in ein hohes Alter in Berlin saß, wird mit seinem tiefen Gemüt und seinem sinnigen Schaffen weiter leben, aber dieser einzige zog seden Sommer hinaus und kam wieder landgestärkt zurück in die Stadt. Er blieb Zeit seines Lebens der in Berlin wohnende Hesse.
Angesichts der gewaltigen Durchfurchung des gesamten nationalen Lebens nach dem sieghaften Kriege ist es mindestens eine überraschende Tatsache, daß diese großen Ereignisse in Dichtkunst und bildender Kunst ein Geschlecht fanden, das sich mit ihnen nicht anders abzufinden wußte als mit einem achtungswerten braven Können und recht mäßigen Erfolge. Daran war die Eigenart der Großstadt schuld, die eine Sammlung und ein Durchkämpfen künstlerischer Eigenart sehr erschwerte, daneben aber auch der Eklektizismus, der eine starke führende Persönlichkeit nie aus sich heraus gebären kann. And dazu kommt noch als ein Drittes die veränderte Stellung der Künstlerschaft zu der Bevölkerung. Non den ausschlaggebenden Förderern älterer Kunst: der bestellenden Persönlichkeit, die inmitten eines anerkannten Zeitgeschmacks stark in den Entwicklungsgang eingriff, und der fürstlichen Gönner, die eine Schar von Künstlern an ihrem Hofe vereinigten, war der elftere zu einer großen Anzahl kleinerer, meist nur sammelnder Reicher herabgesunken, der andere vielfach überhaupt ausgeschaltet. Dagegen war ein auf den Gang der Entwicklung einflußreicher neuer Faktor getreten: der unpersönliche Staat. Bei ihm, bei dem nicht der Einzelwille, sondern bureaukratische Gemessenheit Richtung und Ziel angaben, vereinigten sich die ehemals für die Kunst starken individuellen Anregungen auf eine diagonale Mittellinie, die zwischen den strebenden Kräften hindurch schließlich nur einer äußeren Geradheit und Korrektheit zustrebte. Seine wesentliche Grundlage waren die von ihm geschaffenen oder fortgeführten künstlerischen Anstalten, die sich in ihren Organisationen aus den sicheren Bestand des historischen Kunstbesitzes zurückzogen, mit seinem Wachsen auch jeden kurzlebigen Wandel des Geschmacks anerkannten, die indessen auch vor diesen geschichtlichen Grenzen haltmachten.
Am verhängnisvollsten war diese Entwicklung für das Kleingewerbe, das nicht organisch aus dem Handwerk hervorgewachsen war, sondern als ein Ergebnis der gewerblichen Schule in jenes hineingetragen wurde, ja das unter dem Namen Kunstgewerbe eine unnatürliche Loslösung vom Ackerboden des Handwerks erstrebte. Wenn auch die Industrie auf eine Scheidung zwischen mechanischer und gewerblicher bzw. künstlerischer Leistung drang, so bedeutete das Abschwenken des aus dem Handwerk hervorgegangenen Künstlers in das Lager des nur zeichnenden Talentes eine Schwächung der Kunst, wie es einst in der Baukunst die Abermacht der Festungsingenieure gezeigt hatte (S. 64). Eine