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man sich ein ungefähres Bild aus der Tatsache machen kann, daß in den zwei erster! Jahren allein die Wachslichter zur Beleuchtung an jedem Abend 277s Taler kosteten.
Der erste Abschnitt der friderizianischen Oper endet mit dem Siebenjährigen Krieg und dem Tode Grauns (s759). Tr ist bei weitem der glänzendste und eindrucksreichste. Der König ist noch mit vollem Enthusiasmus bei der Sache; die künstlerische Persönlichkeit Grauns, seine dramatische Begabung und altitalienische Schule interessieren ihn; kein Büttel wird gescheut, die vorzüglichsten Kräfte herbeizuziehen und die Aufführungen so großartig als möglich zu gestalten. Niemals wieder hat Berlin eine so überragende Sängerreihe besessen, die Modeneserin Benedetta EmiliaMolteni, die spätere Gattin des hoskomponisten Johann Agricola, die Aastraten Porporino und st) aolino und FeliceSalimbeni, fast alle von st)orpora ausgebildet, dazu Giovanna Astrua und die leichtsinnige Tänzerin Barbarin«, um nur die berühmtesten zu nennen.
Non geringerer Bedeutung, weil sie nur zur Unterhaltung des Hofes diente, war die Errichtung einer Intermezzobühne im Potsdamer Schloß (s7H8), an der drei Italiener mit der Kgl. Kapelle und dem Gpernballett wirkten. Intermezzi waren heitere musikalische Zwischenaktsunterhaltungen in der ernsten Gper, die ursprünglich nicht nur mit der Gper, sondern auch untereinander in keinem Zusammenhang standen; später wurde in den Zwischenakten ein fortlaufendes Stück scherzhafter Natur gegeben, das endlich losgelöst und selbständig aufgeführt wurde; damit war die komische Gper geschaffen. Das bekannteste Werk der Gattung, die noch heute jugendfrische „8srvu puäronu" pergolesis, war das Eröffnungsstück der Potsdamer Truppe.
Der Ausbruch des Siebenjährigen Krieges machte der Gper zunächst ein Ende. Als der König s763 zurückkehrte, weilte sein geliebter Graun nicht mehr unter den Lebenden; die Mitglieder und Beamten der Gper waren in alle Winde zerstreut, die Dekorationen durch den Regen verdorben und das Theater selbst zerschossen. Friedrichs Gpern- und Festesfreude hatten die harten Sorgen der Kriegsjahre geschwächt, seine Kasse war leer. Ls nimmt unter diesen Umständen nicht Wunder, wenn er nur zögernd und unlustig an eine Wiederherstellung seiner Gper ging. Als endlich Haus und Hof wiederhergestellt, die Dekorationen erneuert, frische Sängerkräfte aus Italien beschafft und die Vorstellungen wieder ausgenommen waren, konnte man sich den Abstand gegen früher nicht verhehlen. Das Sängerpersonal, das mit unzureichenden Mitteln angeworben war,. mißfiel; die aufgeführten Werke wurden abgelehnt. Der König bestand darauf, daß nur deutsche Komponisten, die in den Bahnen Grauns und Hasses wandelten, zu Worte kommen sollten; die Arbeiten des Konzertmeisters Agricola aber, die in diese Richtung fielen, stachen allzusehr von ihren Vorbildern ab, um sich behaupten zu können. Schließlich behalf man sich mit alten oft gehörten Gpern, die durch neue Einlagen mühsam zurechtgeftutzt wurden. Das Institut war altersschwach geworden.
Eine letzte Glanzzeit war der Gper Friedrichs des Großen beschieden, als 177 > eine junge deutsche Sängerin, Gertrud Schmehling, die spätere Gattin des Telliften Mara, in das Ensemble trat. Anfangs war der Widerstand des Königs hartnäckig: er erklärte, sich lieber von einem Pferde eine Arie vorwiehern lassen zu wollen,