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mnsioum, das den Titel ,Musikausübende Gesellschaft" führte. Auch hiervon ist nach Sacks Tode nicht mehr die Rede. Doch wurde die Lücke schnell wieder ausgefüllt. Im Jahre s766 riefen der Geiger Ernst Benda, Kammermusikus in der Königlichen Opernkapelle, und TarlBachmann, Bratschist in demselben Orchester und Geigenbauer, das „Liebhaberkonzert" ins Leben, eine Orchestervereinigung von Dilettanten, die jeden Freitag im Torsicaschen Lokal am Zeughaus öffentlich spielten und ab und zu auch größere Gesangswerke, Kantaten, Passionen, Oratorien und selbst Opern — natürlich nur konzertmäßig, nicht szenisch — aufführten. Die Solisten waren zum Teil ebenfalls Liebhaber; aber auch alle durchreisenden Virtuosen liehen gern ihre Kräfte, da noch bis ins fh. Jahrhundert hinein Solistenkonzerte ohne Orchester unbekannt waren und die Künstler der Mitwirkung des Liebhaberkonzerts für ihre eigenen „Akademien" nicht entraten konnten. An der Spitze der Stammsolisten stand die Sängerin Tharlotte Karoline Wilhelmine Stöwe, die später Bachmanns Frau wurde und in der Geschichte der Singakademie eine Rolle spielen sollte. Trotzdem ihr eine angenehme Stimme fehlte, vermochte sie fast 4-0 Jahre lang durch ihren fein nuancierten Bortrag zu bezaubern. Diese Solistenkonzerte waren damals vielseitiger als heutzutage, da nicht nur Gesang, Klavier und die Saiteninstrumente in ihren Bereich gezogen wurden, sondern auch die Blasinstrumente, sogar Fagotte und Trompeten. Das Repertoir wurde fast durchgängig mit deutschen Stücken bestritten; namentlich die Berliner Meister Graun und Karl Philipp Emanuel Bach behaupteten eine herrschende Stellung im Spielplan; auch b)ändel und Basse wurden oft und gern gegeben. Die eigentliche Seele des Unternehmens war Benda, der nicht nur ein vorzüglicher Geiger, sondern auch ein hervorragender Orchesteranführer war. Bachmann dagegen war wohl ein tüchtiger Bratschist, aber „ein elender Vorspieler und ein äußerst erbärmlicher Anführer". Benda iiarb schon 1785 als 38jähriger; Bachmann hatte nicht Selbstkritik genug, um das Maß seiner Kräfte zu erkennen und übernahm selbst die Leitung, nicht zum Vorteile des Instituts. Später scheint er zu der Überzeugung gekommen zu sein, daß er seine Stelle nicht auszufüllen imstande war; wenige Jahre nach Bendas Tode trat er selbst zugunsten seines jüngeren Bruders Wilhelm Bachmann zurück, der ebenfalls der Königlichen Kapelle als Violinist angehörte. Indessen konnte sich die Gesellschaft nicht auf der alten Böhe behaupten, die sie unter Bendas Führung eingenommen hatte; s7si7 löste sie sich vollends auf.
Auch den Nebengängern des Liebhaberkonzerts gelang es nicht, die Jahrhundertwende zu erleben. Das Konzert -er Lferren Müller und Leuschkeim Englischen Bause, das 1776 gegründet wurde, das „Konzert für Kenner und Liebhaber", das der Musikalienhändler Johann Karl Friedrich Rellstab in den Jahren 1787 und 0788 ebenfalls im Englischen Bause veranstaltete und das wegen seiner klassischen Programme — mit Werken von Johann Sebastian Bach und zum echten Male für Berlin auch Gluck — eine bedeutungsvolle Stellung einnimmt, endlich eine größere Anzahl weniger wichtiger Garten- und Privatinstitute — alle diese Veranstaltungen konnten sich nur wenige Jahre halten.
Die Eristenzschwierigkeiten der Liebhaberkonzerte haben im wesentlichen zwei Ursachen, eine allgemeingültige und eine, die gerade der Fortentwicklung der Berliner Vereine Bindernisse in den Weg legte. Die erste ist die ständige Steigerung der tech-