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Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
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Neustadt-Eberswalde unter reger Beteiligung das erste Märkische Volksgesangsfest zu­sammen, dem trotz politischer Angriffe und polizeilicher Maßregeln bis auf den Zeit­raum von f852 bis 1836 alljährlich weitere folgen konnten. Als 1897 das 50jährige Bestehen der Feste gefeiert wurde, zählte der Märkische Sängerbund, der s86s aus der Veranstaltung erwachsen war, 9-s Vereine, von denen auf Berlin allein >9 fielen, 8 auf Eberswalde und 4 auf Schwedt. Noch ein Jahr älter als der Märkische Sängerbund ist der von dem Komponisten Rudolf Tschirch gegründete Märkische Zentralsängerbund, der an verschiedenen Orten Brandenburgs seine Feste veranstaltet. Endlich entstand aus einer Aufführung zugunsten der deutschen Flotte,, die Taubert mit mehr als 60 Vereinen im Jahre 1862 in Szene setzte, die Berliner Sängerschaft mit vorwiegend patriotischer Tendenz. Einen begrenzteren land­schaftlichen Tharakter haben der Neumärkische Sängerbund und der Neue Neumärkische Sängerbund.

Für die höhere Kunstmusik ist heute der Berliner Lehrergesangverein unter der Direktion von FelixSchmidt führend. Neben ihm wirken vor allen der s84S von dem großen Liedmeister gegründete ErkscheMännergesangverein, der Charlottenburger Lehrer- und Männergesangverein und seit s884: die sogenannte Berliner Liedertafel" Zanders, die mit den alten Zeltertaseln wenig mehr als den Namen gemein hat.

Dem bahnbrechenden Vorgehen auf dem Gebiete des Thorgesanges haben wir eine ebenbürtige Stellung des Orchesterwesens nicht gegenüberzusetzen . Immerhin stehen wir hierin nicht gegen andere Gegenden zurück. In der zweiten Hälfte des 18- Jahr­hunderts ist Berlin sogar obenan; denn außer der Königlichen Opernkapelle unter­hielten noch viele Mitglieder des Königlichen Hauses ihre eigenen Kapellen. Markgraf Christian Ludwig, der 13. 5ohn des Großen Kurfürsten, für den Bach die Brandenburgischen Konzerte" schrieb, machte damit den Anfang. Markgraf Heinrich, der Bruder Friedrichs des Großen, hatte eine Kapelle von etwa 20 Köpfen, der Persönlichkeiten wie Kirnberger, der Komponist I. A. p. Schultz und der große Geiger I. HX Sal 0 m 0 n angehörten. Markgraf Karl, Vetter des Königs aus der Sonnenburger Linie, besaß eine fast ebenso große, der F r i e d r i ch L e 0 p 0 l d R a a b als Konzertmeister Vorstand. Kleiner war diejenige des Prinzen Ferdinand, 14. Sohnes Friedrich Wilhelms I., mit dem ausgezeichneten Geiger E r n st H e i n r i ch R a a b. Die des Kronprinzen, nachherigen Königs Friedri ch Wilhelms II., war die größte von allen; auch seine zweite Gemahlin Friederike hielt sich eigene Kammermusiker. Diese Hofkapellen gingen im ganzen in der Königlichen Kapelle auf.

Neben den fürstlichen Hausorchestern, die der Öffentlichkeit nur gelegentlich zugute kamen, genossen die Berliner die Kapellen der beiden Operntheater, erst der Königlichen Oper und des Döbbelinschen, nachher Königlichen Nationaltheaters, und nach der Ver­einigung dieser beiden Bühnen von 1824 bis 1848 neben der Hofoper die des König­städtischen Theaters. Für das Konzertleben kamen natürlich auch diese nur gelegentlich in Betracht. Auf ein ständiges Sinfonieorchester mußte bei uns länger gewartet werden als anderswo. "