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Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
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musikalischer Werke, die Reichardt zuerst verfaßte; sie können heute noch als Wüster dienen. Mit diesen Arbeiten stellt er sich bereits in die Reihe der romantischen Musiker- Schriftsteller, der Weber, Schumann, Berlioz, Liszt und Wagner.

In der Geschichte der Berliner musikalischen Antik im >9. Jahrhundert ragen vor allen: vier Männer hervor, deren scharf umrissene Persönlichkeiten eine weit über die Grenzen der engeren Heimat hinausgehende Bedeutung erlangt haben. Der ältere Rellstab, Johann Karl Friedrich, war als Mitarbeiter derVossischen Zeitung" der erste Musikreferent einer Berliner Tageszeitung; auch seine Richtung wird durch die Namen Bach und Gluck gekennzeichnet. Sein Sohn Ludwig Rellstab war von >726 bis >860 ebenfalls Antiker derNosfischen Zeitung", gründete aber unter dem NamenIris im Gebiet der Tonkunst" (>800>84>) auch eine eigene Musikzeitschrist. Tr war ein feingebildeter und geschmackvoller Mensch, aber für einen Aritiker zu hitzig. Beine Hauptverehrung galt, in einer Zeit, die den italienischen Sirenen nachlief, den deutschen Alassikern. Spontini und später Wagner bekämpfte er lebhaft. Gleichaltrig mit dem jüngeren Rellstab war Br. Adolf Bernhard Marx, der >830 der erste Professor der Musik an der Berliner Universität wurde. Von >824: bis >830 gab er ein Blatt unter dem NamenBerliner Allgemeine Musikzeitung" heraus. War schon Marx liberaler als Rellstab, so vertrat die radikale Richtung der Mitbesitzer der Thallierschen Musikalienhandlung T. Gaillardin seinerBerliner musikalischen Zeitung" (>844- >84-") nicht zu verwechseln mit der >833 von dem Grganisten I. T. Girschner herausgegebenen gleichnamigen Zeitung, die auch der Musik­geschichte einen breiten Raum gewährte; nach vierjährigem Bestehen wurde sie mit der >84? von dem Mitbegründer der Verlagsfirma Bote L Bock Gustav Bock ins Leben gerufenenNeuen Berliner Musikzeitung" vereinigt. Von den zahlreichen Neu­gründungen der zweiten Jahrhunderthälfte sind die wichtigsten die desEcho", >85> .im Verlage der Schlesingerschen Musikalienhandlung, der ausgesprochen fortschrittlichen Allgemeinen Musikzeitung" (!) t t 0 Leßmanns (> 88>) und schließlich derMusik" im Verlage von Schuster L Loeffler (seit >ft0>). Auch eine Anzahl speziellerer Fachzeitschriften haben ihren Sitz in Berlin; von ihnen seien als die bedeutendsten genannt: der von hervorragenden Alavierpädagogen unterstützteAlavierlehrer", den Emil Breslauer >878 gründete, die von Emil Prager >87h herausgegebene Deutsche Militär-Musiker-Zeitung" und Otto WangemannsOrgelbauzeitung" aus demselben Jahre.

Die musikwissenschaftlichen Studien haben in Berlin eine ausgezeichnete pflege gesunden; nur Leipzig kann in dieser Hinsicht in Wettbewerb treten. >830 wurde ein Lehrstuhl für Musik errichtet, dessen Inhaber Komposition lehrten. Ihn bekleidete, nach­dem Mendelssohn abgelehnt hatte, zuerst der verdienstvolle Theoretiker Adolf Bern- hardMarx und nach seinem Tode (>866) Heinrich Bellermann (gest. >903), dessenKontrapunkt" (>862) auf dem veralteten Furschen Standpunkt hält. Jetzt wird auf der Universität praktische Musik kaum inehr gelehrt. Die Musikgeschichte wurde zunächst nur nebenbei behandelt, z. B. von Otto Jahn (>867>86<s), dessen monumentale Mozartbiographie in ihrer souveränen Einstellung der Aünstlerpersönlichkeit in Zeit und Umgebung das klassische Muster für die biographische Musikliteratur geworden ist. >875

Brandenbu ische derkundk ^d. IV. 26