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wurde eine musikgeschichtliche Professur gegründet und zunächst mit P h i I ip p S p i t t a besetzt (^875—>894); ihm verdanken wir vor allem die große Bachbiographie und die Gesamtausgabe der Werke Heinrich schütz', um dessen Wiederbelebung er die größten Verdienste hat; er war überdies Mitbegründer der „Vierteljahrsschrift für Musikwissenschaft", der ersten musikwissenschaftlichen Zeitschrift nach Thrysanders in den Anfängen steckengebliebenen „Jahrbüchern der musikalischen Wissenschaft", und er gab die Anregung zur Herausgabe der „Denkmäler deutscher Tonkunst", die heute die Grundlage aller musikgeschichtlichen Studien bilden. Aus Spittas Schule sind eine große Zahl Gelehrter hervorgegangen, z. B. der Neumenforscher Vskar Fleischer, der die Internationale Musikgesellschaft ins Leben gerufen hat, der Paläograph und Hymnologe Johannes Wolf und der Liedforscher Max Friedländer, alle drei heute Dozenten an der Universität, und der namentlich um die Neuherausgabe alter Tonwerke verdiente Max Leiffert. iß04 erhielt als erste Universität die Berliner ein Ordinariat für Musikgeschichte, das Hermann Aretzschmar innehat. Durch die Ernennung dieses Mannes zum Direktor der Akademischen Hochschule für Musik ist es ihm ermöglicht, sein umfassendes Wissen und seine außerordentlichen Fähigkeiten in den Dienst der praktischen Musikpflege wie der Musikwissenschaft zu stellen und eine gesunde Verbindung zwischen beiden Gebieten herzustellen.
Eine wichtige Ergänzung der musikgeschichtlichen Studien an der Universität bilden die Disziplinen der besonderen musikalischen Akustik und der Tonpsychologie. Sie sind hier namentlich durch zwei Gelehrte vertreten: Hermann Helmholtz gab in seiner „Lehre von den Tonempfindungen" fl 863) die erste vollständige naturwissenschaftliche Begründung der musikalischen Gesetze; seine Durchführung der Obertonlehre indessen ist nicht mehr haltbar und besonders durch Uarl Stumpf, seinen Nachfolger im Amt, widerlegt worden; Stumpfs „Tonpsychologie" fl 883—l 890) greift das Problem im Gegensatz zu Helmholtz von der psychologischen Seite an. Durch ihn und seinen Mitarbeiter Erich M. v. Hornbostel ist Berlin mit seinem heute schon stattlichen phonogrammarchiv im psychologischen Institut der Universität auch ein Zentralpunkt für vergleichende Musikwissenschaft geworden.
Neben diesen Forschern muß eines in der Stille wirkenden Mannes gedacht werden, der uns mit unermüdlichem Fleiße das Handwerkszeug geschmiedet hat, des emsigen Bibliographen Robert Eitner. Er hat den Musikhistorikern das heute unentbehrlich gewordene „Biographisch-Bibliographische Quellen-Lexikon der Musiker und Musikgelehrten", das i!)00—M>4 in zehn Bänden erschienen ist, und zahlreiche andere Nachschlagewerke geschenkt. Die „Gesellschaft für Musikforschung", die von ihm organisiert worden ist, gab seit i869 die „Monatshefte für Musikgeschichte" und „Publikationen älterer praktischen und theoretischen Musikwerke" heraus.
Der Instrumentenbau.
Das verhältnismäßig späte Einsetzen eines breiteren musikalischen Lebens in der Mark und ebenso die zunächst nur geringe Entwicklung der brandenburgischen Industrie waren schuld daran, daß in einer Zeit, wo z. B. Nürnberg bereits ein Zentralort für