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Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
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HOH

dieser älteren Berliner Alavierbauer ist Johann Thri st ophVe st erlein. Einen Flügel aus seiner Werkstatt zu besitzen gehörte einst zum guten Ton; alle musikalischen Häuser in E. Th. A. hoffmcmns Schriften haben ihren Oesterleinflügel; auch in den Anzeigen derVossischeu Zeitung" aus der zweiten Jahrhunderthälfte begegnen seine Erzeugnisse häufig. Nach ihm nahm Josephhunndie Führerstelle ein. Er hatte die besoiidere Bedeutung, ein Schüler Steins in Augsburg zu sein, als Enkelschüler Silbermanns also die Traditionen der bedeutendsten Alavierbauerschule Deutschlands nach Berlin zu verpflanzen. Neben ihm ragen I. Müller mit seinen aufrecht­stehenden Flügelii und Johann Thristian Schleip heraus. Der Name dieses letzteren ist eng verknüpft mit dem sogenannten Lyraklavier, einem Flügeltypus, dessen aufrechtes Gehäuse mit feiner Wirkung in der Form einer Lyra gestaltet und montiert ist; bis zur Bütte des Ist. Jahrhunderts haben eine große Anzahl Berliner Meister dieses schöne, dekorative Modell gebaut, bis am Ende das pianino mit all den aufrechten Flügel­formen aufräumte.h Seitdem ist die Berliner Alavierproduktion ins Ungemessene ge­wachsen. Nur drei Namen, die ihren Ruf ins Weite getragen haben, mögen hier genannt sein: I. A. We st ermann, TheodorStöcker, der in Berlin den freilich wenig empfehlenswerten Jammeranschlag von oben einführte, und vor allen Earl Sech­ste in. Einer Hilfsindustrie ist hier anerkennend zu gedenken: um 1820 galten die Berliner Drahtsaiten als die besten der Welt.

Auch der Zupfiristrumentenbau hat eine erfolgreiche pflege gefunden. Die um s800 in Mode gekommene Gitarre wurde fleißig gebaut, und namentlich eine zuerst in Frankreich geschaffene Abart in Lyraform, die Lyragitarre, wurde eine Berliner Spezialität ; besondere Wertschätzung genossen die des Tischlermeisters Thielemann. Harfen scheint man hier schon im 1,7. Jahrhundert gebaut zu haben. Ein breiteres Interesse für das Instrument setzte aber erst in der zweiten Hälfte des s8. Jahrhunderts ein, viel­leicht infolge des harsenspiels der Aönigin Marie Antoinette von Frankreich. Ein Zeugnis für die Beliebtheit des Instruments im damaligen Berlin ist die Tatsache, daß von den neun zwischen 1770 und 1 800 erschienenen Unterrichtswerken für die Harfe zwei in Berlin verfaßt und gedruckt worden sind. Um diese Zeit waren die führenden Harfen­macher Joseph hunn und JohannMartin Thristian Bothe, der sich mit dem unfruchtbaren Problem der chromatischen Harfe abmühte. Im ist. Jahr­hundert lag die Führung in den Händen Aarl Grimms.

Für Streichinstrumente hat die Mark Brandenburg niemals einen sonderlich günstigen Boden abgegeben, vor allem, weil die geeigneten Hölzer schwer, wo nicht un­möglich zu beschaffen waren. Wir finden daher erst ini Ist. Jahrhundert Arbeiten, die aus befriedigendem Material hergestellt sind. Die wenigen namhaften Bauer des 17. und f8. Jahrhunderts haben alle mit minderwertigem Holz vorliebnehmen müssen; was uns von ihnen erhalten ist, namentlich die Werke Anton Bachmanns (I7s6 bis 1800), dem die musikalische Welt übrigens die heute gebräuchliche Schraubenstimmung der Aontrabässe zu danken hat, sind starktonig und roh in Ausführung und Alang. Seit 1800 aber hebt sich das Niveau ständig. Es treten Aarl Grimm H 794 . 1855)

st vgl. L. Sachs, Der Berliner Instrumentenbau auf den Ausstellungen der Kgl. Preuß. Akademie der KünstelSHH. Zeitschrift für Instrumentenbau XXXII, Nr. 2 I/ 50 .