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kunft verbrieften. Die Ehrfurcht des naiven Naturmenschen vor gesteigerter Intelligenz ließen sie zuerst in dem alten Wendenland erwachsen. So waren unstreitig die Zisterzienserklöster Pflanzstätten des geistigen Lebens, milderer Sitten und Schulen für einfache Kenntnisse.
In der Tat hatten bald auch die Zisterzienser in ihren Alöstern gleich den Benediktinern Schreibstuben (soriptoria) und Bibliotheken chrmaria); bestimmte Stunden wurden den Mönchen zum Bücherstudium vorgeschrieben. Aber ängstlich wurde vor jedem vermeintlichen Übermaß gewarnt. Bücher zu verfassen und gar Verse zu machen, das als weltliches Vergnügen galt, war verboten und wurde mit Versetzung in ein fremdes Aloster bestraft. Nur wenige weltliche Werke sind in ihren Alöstern abgeschrieben worden, z. B. einige Geschichtswerke des Mittelalters. Erst durch das Beispiel und die gefährliche Aonkurrenz der nach 1200 neu entstandenen Bettelorden wurden auch die Zisterzienser mehr auf die Wichtigkeit der Studien für jegliche Einflußnahme auf das Volk hingewiesen, und sie begannen sich etwa seit s2H0 an dem Leben an der Universität Paris sowie an Gründungen von Teil-Hochschulen' („Studien") zu beteiligen, und seit dem fch Jahrhundert schärften Generalkapitel und Ordensobere wiederholt das ernstliche Betreiben der Studien ein. Der Besuch der Universität Paris wird für gewisse Prozentsätze der Mönche vorgeschrieben, und der Magistergrad als ein Schmuck jedes Ordensmannes, besonders aber der Abte, empfohlen. Nach der Pariser Universität erlangte die Prager dann die Bedeutung einer Art Vrdensuniversität für die Zisterzienser der märkischen Gegenden.
Nun entstanden auch in den Alöstern unserer Heimat ansehnliche Bibliotheken. Lehnin besaß um sösH einen Bücherkatalog, der 660 Nummern umfaßte: Neben der natürlich überwiegenden Theologie auch die klassischen Autoritäten des Mittelalters, wie den lateinischen Aristoteles, Seneca, Macrobius, Boethius, Isidor, Donat, und selbst Lehrbücher der Medizin, Geometrie und Astronomie fehlten nicht. Die Altzeller Büchersammlung kam später nach Leipzig. Dem Auge der Zeit nach höherer Bildung konnten sich also auch diese asketischen Mönche nicht ganz verschließen. Doch hat man die klassischen Dichter und Rhetoren des Altertums bei ihnen innerhalb der Alostermauern anscheinend kaum geduldet. Auch der Buchdruckerkunst öffneten sich einige Jahrzehnte nach deren Erfindung die märkischen Alosterpforten. Schon 1druckte Abt Nicolaus von Zinna einen mit Holzschnitten geschmückten Marienpsalter.
Zu dem bemerkenswerten Umschwung zugunsten des Bildungswesens innerhalb des Ordens hatte auch die Einsicht geführt, daß die stark gesunkene Alosterzucht durch nichts so gehoben werden könnte, als durch den sittlichen Einfluß ernster geistiger Arbeit bei männlichen und weiblichen Alosterinsassen.
Es kann jedoch bei dem Lharakter dieses in der Mark Brandenburg maßgebenden geistlichen Ordens nicht wundernehmen, wenn verhältnismäßig wenig Männer überhaupt sich in Wissenschaften hervorgetan haben; und die wenigsten von diesen haben das Ordenskleid der Zisterzienser getragen.
Bischof Anselm von Havelberg war für seine Zeit innerhalb der östlichen Marken eine ganz vereinzelte Erscheinung. Er war wahrscheinlich eine Adliger aus Niedersachsen, — man vermutet in ihm einen Graf von Stade, — und man weiß nicht, wo