Part 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
Place and Date of Creation
Page
416
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image

- ^6 y -

Für seine ganze Denkart waren sicherlich von erheblichem Einfluß die verwandt­schaftlichen Beziehungen mit Italien geworden: Schon als Knabe war er mit einer mailändischen Fürstentochter aus dem Hause Visconti verlobt gewesen, und auch seine spätere Gemahlin war gleichfalls mit den Visconti verwandt. Dort in Italien hatte bereits jene glänzende Zeit begonnen, die von der allseitigen Wiederbelebung des klassischen Altertums den Namen der Renaissance davongetragen hat. Die literarische Seite führt in Deutschland zumeist den Namen Humanismus. Der erste bedeutende literarische Ver­treter der neuen, humanistischen Richtung, petrarqua, hatte soeben erst seinen Weltruhm begründet. Dessen Schriften soll auch Friedrich von hohenzollern studiert haben, denn er war im Besitz einer ungewöhnlichen Sprachenkenntnis. Echt humanistisch war auch seine Liebe zu den Büchern, und der Besitz einer Bibliothek, wie sie der Markgraf sich angelegt hatte, war an den Höfen der deutschen Fürsten damals eine Seltenheit. Aber auch das unter seinen Augen aufkeimende bürgerliche Leben der emporstrebenden Handels­stadt Nürnberg hat sicherlich schon dem Jüngling einen weiteren, freieren Blick ver­schafft. Ihm, dem angehenden Humanisten, war auch die mittelalterliche Unduldsamkeit fremd geworden, und er hat es nicht zu einem rechten haß gegen die hussiten bringen können, so daß er sich sehr lau an den Hussitenkriegen beteiligte. Der Kaiser, dessen Günstling er sonst war, hat ihm deshalb lange Zeit gegrollt. Seine vielfach erfolg­reiche Politik zeichnete sich durch ungewöhnliche Ehrlichkeit aus, die im angenehmen Gegensätze zum Verhalten anderer Fürsten, zumal des Königs Sigismund selbst, stand; und sie macht seiner Erziehung, deren Einflüsse wir kaum kennen, alle Ehre. Sein fürstlicher Moralgrundsatz, nach dem er sich alsGottes schlichten Amtmann am Fürsten­tum" fühlte, bringt den Gründer der brandenburgisch-preußischen Dynastie sogleich in eine Reihe mit deren hervorragendsten späteren Gliedern und erinnert zumal an seinen großen Nachfahren und Namensvetter auf dem Throne, den Großen Friedrich.

Anders geartet waren die geistigen Neigungen seines Sohnes, des Markgrafen Johann von Bayreuth, der Bruder des zweiten Friedrich. Dieser war in einseitiger Hinneigung nur ein Schwärmer für geistige Interessen, der die Regierungsbürde bald ziemlich leicht von sich warf. Er hat als Anhänger der Alchemie, die damals in den märkischen Klöstern besonders eifrige Anhänger gefunden hatte, wie als Humanist sich einigermaßen einen Namen gemacht. Seine Tochter Barbara wurde die Gemahlin eines der Markgrafen zu Mantua aus dem berühmten Hause der Gonzaga, die an ihrem Hofe einen glänzenden humanistisch-gelehrten Kreis versammelten, und war dort die Schülerin des berühmten Vittorino. So begegnen uns die Beziehungen der hohen- zollernschen Fürsten aus der fränkischen Linie mit dem italienischen Humanismus auf Schritt und Tritt. Aber die brandenburgische hat sie mittelbar wohl auch ver­spürt, wenn deren Sprößlinge auf den fränkischen Schlössern zum Teil ihre Erziehung genossen, hier gerade soll ja nach einer Entdeckung Wilhelm Wattenbachs am frühesten der italienische Humanismus wirksam gewesen sein. Der Italiener Ariginus hat seit 1456 di" vielleicht erste humanistische Schule auf deutschem Boden geleitet und auf der hohenzollernschen plassenburg bei Kulmbach Schüler um sich versammelt.

Nicht auf gleicher höhe der Bildung standen Friedrichs I. Nachfolger auf dem Kurfürstenstuhle. Aber durchgehends beobachtet man an der Regentenreihe im