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Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
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punkt höherer Bildung und Wissenschaft einzusetzen. Waren doch die damaligen hohen- zollern, wie wir sahen, bildungsfreundliche Männer, so Albrecht Achilles und Johann Licero, wenn auch fest steht, daß der letztere seinen Beinamen zu Unrecht führt, so auch Joachim I. Freilich war Brandenburg mit seiner noch unentwickelten Kultur ein armes Land, und die öffentlichen Mittel waren noch nicht ausreichend zentralisiert. 5o machten die Finanzsragen, welche die beabsichtigte Gründung einer Universität aus­löste, erhebliche Schwierigkeiten. Allmählich aber wurden sie überwunden. Nachdem der Plan verlautbart war, die Universität in Frankfurt a. d. G. zu errichten, geschah auch seitens dieser damals noch immer regen alten Handelsstadt alles, um den plan zu fördern, wobei sie durch jenen gelehrten Bischof von Lebus, Dietrich von Bülow, und dem Meister des Iohanniterordens unterstützt wurde, und sie hat dafür nicht geringe Opfer gebracht. Johann Ticero hatte bereits das Errichtungsprivileg des Papstes (vom 18. Mai l 4 ß 8 ) eingeholt, als er >499 starb. Er hatte auch schon den Bau eines Kollegiengebäudes (Kollodium inujns) beginnen lassen und einen Finanzfonds für die künftige Universität aufgespeichert. Die Aufgabe selbst hinterließ er aber als ein feierliches Vermächtnis seinem Nachfolger. Am 26. April f506 vollzog Kurfürst Joachim I., der mit glänzendem Gefolge in die Stadt gekommen, die Weihe des Ge­bäudes. Der gelehrtePoet" Arungia hielt die kirchliche Festpredigt, und um den Kurfürsten befanden sich Männer von wissenschaftlichem Rufe, wie der humanistische Edelmann Eitelwolf vom Stein, Abt Trithemius von Sponheim u. a. Der Fürst hatte schon die größten Anstrengungen gemacht, um Männer von Bedeutung an die neue Wissenschaftsstätte zu ketten; bekannt sind in der Geschichte der Wissenschaften damaliger Zeit der Jurist Molitor (Mollner) aus Frankfurt selbst, der Theologe Wimpina (Koch) aus Leipzig, aus der Gegend um Wimpfen stammend, der Aristo- teliker Lindh 0 ltz, der Mathematiker Lacher. Auch Humanisten,Poeten", zogen sogleich mit in die neue Universität ein: Erster Inhaber der Professur derPoesie und Eloquenz" war jener soeben genannte publius Vigilantius Bacillarius Arungia (Schwerlich, und die berühmten Wanderpoeten Ioh. Rhagius Asticampianus aus Sommerfeld und Ioh. Buschius, ja sogar ein Ullrich von Hutten gehörte später kurze Zeit dem Kollegium derViadrina" an (s.S. 422 ff.). Wimpina wurde der neuen Hochschule erster Rektor, Bischof Dietrich von Bülow ihr Kanzler. 5o war der hohen- zollern wissenschaftlicher Ehrgeiz fürs erste gestillt, und es lag nicht an ihnen, daß die Viadrina niemals den älteren Universitäten ganz ebenbürtig werden konnte und sieb später von neueren vielfach überflügeln ließ. Von Vigilantius, dem ersten der Frankfurter Poeten", war schon oben die Rede. Erst 27 Jahre alt, wurde der begabte Mann l5f2 auf einer Reise nach Italien in Süddeutschland das Opfer eines Raubüberfalls, bei dem er sein Leben ließ. In demselben Jahre, dem letzten seines Lebens, hatte er noch eine lateinische Übersetzung einer deutschen Beschreibung des in diesem Jahre stattgefundenen großen Turniers zu Neu-Ruppin geliefert, die unter dem Titel Kollion proAMmasirnrta noch heute zu den Geschichtsquellen der Mark in der Zeit Joachims I. gezählt wird, in der auch das Lob der hohenzollern in hohen Tönen gesungen wird. Die ausgesprochenen Humanisten unter den Hochschullehrern der neuen Universität hielten es jedoch daselbst nicht lange aus; es war noch kein Boden für sie. hatte man schon von Wittenberg gesagt, es