liege an der Grenze der Kultur, so galt dies noch erheblich mehr von Frankfurt a. d. D. Der Elbuniversität verlieh ein Luther auf einige Jahrzehnte eine überragende Bedeutung, der Universität an der Gder, unter der Konkurrenz von Wittenberg leidend, erstand kein Herold ihres Ruhmes. Obgleich der Rektor Wimpina selbst zu den Humanisten gezählt werden muß, blieb an der Viadrina doch zunächst noch die alte scholastische Partei am Ruder. Die etwas oberflächliche, stürmische Art der dorthin verschlagenen, neuerungssüchtigen „Poeten" machte ihnen unter der konservativ gesinnten Mehrheit der Professoren keine Freunde. Ein Trithemius ließ sich auch durch die vielversprechende Gründung der Universität in den Marken nicht verlocken, länger in Berlin zu verweilen; Eitelwolf von Stein, der nachmalige Gehilfe des hohenzollerschen Erzbischofs Albrecht von Mainz, Humanist und Beschützer Huttens, soll es bedauert haben, an der Gründung der Frankfurter Hochschule mitgewirkt zu haben: man empfand die hochherzige Stiftung als eine etwas gewaltsame, mindestens verfrühte Gründung. —
Zugleich mit der ersten Zeit der Universitätsgründungen in Deutschland waren die ersten Anfänge des „Humanismus" und das begeisterungsvolle allseitige Streben nach einer Mederbelebung des klassischen Altertums im Rahmen der christlichen Anschauungen, aus Italien gekommen. Am Schlüsse des s5. Jahrhunderts war der Humanismus im allgemeinen auch in Deutschland, trotz fortgesetzter Kämpfe mit der Scholastik, bereits zur Herrschaft gelangt. Aber die Mark lag außerhalb der geistigen Kämpfe der Zeit, und es sind vereinzelte Sterne dieser Richtung, die wir an dem Hofe der brandenburgischen Herrscher damals erblicken. Bekannt ist paulsens Ausspruch:
„Unter allen deutschen Ländern waren die Marken vielleicht am wenigsten von der neuen Bildung berührt. Sie waren wirtschaftlich am wenigsten entwickelt und von den damaligen Brennpunkten des deutschen Lebens am weitesten entfernt, oder, gegenüber den Gstseeküstenländern, am schwersten zugänglich. Sie sparten ihre Kräfte für die Zukunft." Im Gefolge der mangelnden Geistesbildung herrschte hier noch ein überaus urwüchsiges Wesen, rohe Sitten. Bei dem Adel wie bei den Bürgern der Städte war aber trotz aller Roheit auch Üppigkeit und Putzsucht eingerissen, und bekannt ist die Sparsamkeitsordnung Joachims I. (f502) an den Rat von Frankfurt a. d. G. Diesen Zustand erkannten die Zeitgenossen sehr wohl. Kurfürst Johann Eicero schrieb an seinen 5ohn: „Es ist kein deutsches Land, in welchem mehr Zank, Mord und Grausamkeit im Schwange gehen, als in unserer Mark," und der Kurfürst Joachim I. sagte in seinem Ausschreiben zur Gründung der Universität Frankfurt im Jahre s503, ein in den Wissenschaften hervorragender Mann sei in seinem Lande so selten wie ein weißer Rabe. Dem feingebildeten Abt Tritheim wird man sicherlich nicht der Ungerechtigkeit zeihen können, wenn er von Berlin aus schreibt: „Selten findet man hier einen Mann, der die Bücher liebt," und wenn er erzählt, die Bevölkerung sei noch fromm, aber Ausschweifung im Trinken gelte bei diesen Leuten für kein Laster; die Bauern seien faul, der Adel sei roh und unwissend. Erst die nächste Periode brachte allmählich eine Änderung.