Wendigkeit einer höheren und modernen Schule für das märkische Land empfunden wurde, dafür ist die vielseitige Gpferwilligkeit in der Bürgerschaft Beweis, die sich bei der Gründung dieser Berliner Anstalt zeigte: Besonders zwei hohe Beamte des Kurfürsten zeichneten sich durch persönliche patriotische Freigebigkeit zugunsten der neuen Schule aus. Der kurfürstliche Kanzler, der geniale und berühmte Lampert Distelmeyer, zeigte bei dieser Gelegenheit, daß er nicht nur ein ausgezeichneter Politiker in Macht- fragen war, sondern auch die Bedeutung von Wissenschaft und Bildung für ein Staatswesen einzuschätzen wußte. Gr hat auch bei der Einweihung selbst eine Festrede gehalten. So erhöhte er seinen Ruhm, „unter einem genielosen Fürsten derjenige gewesen zu sein, in dem zuerst jene schaffenden Gedanken aufdämmerten, die die preußische Monarchie ins Leben gerufen haben", durch wesentliche Verdienste um die Grundlegung des preußischen Schulwesens in moderner Richtung. Die volle Umwandlung der alten Kirchenschule in eine erhöhte neue, ist aber erst bei der zweiten brandenburgischen Kirchen- und Schulvisitation im Jahre 1,573 verwirklicht worden, die Kurfürst Johann Georg durch den Generalsuperintendenten Andreas Musculus und andere hohe Beamte durchführen ließ. Mit Distelmeyer wetteiferte an reichen Schenkungen für die neue Anstalt der Geheimsekretär Joachim Steinbrecher.
Obwohl so der Staat bei dieser Schulgründung kaum viel mehr finanzielle Unterstützung geleistet hat als die Überlassung des größten Teiles der alten, zu Staatseigentum gewordenen Klostergebäude und ohne Hilfe von Privatmitteln und Kommunegeldern sie gewiß nicht möglich gewesen wäre, so gibt sie sich doch im ganzen durchaus als die erste wesentliche Schöpfung des brandenburgischen Staatswesens auf dem Gebiete des weltlichen Bildungswesens. Ganz und gar behielt der Staat die Aufsicht über diese Schule in der Hand, wie kurfürstlicher Befehl ihr erst die „Konfirmation" verliehen hatte; vom Staate wurde auch eine Aufsichtskommission eingesetzt, besondere Schulinspektoren?) Hauptsächlich für sie entstand auch die erste brandenburgische, staatliche Schulordnung von Bedeutung, im Jahre >579 bestätigt?) Und bei deren Abfassung waren wieder Distelmeyer und Steinbrecher hervorragend beteiligt. Sie ist besonders bemerkenswert durch ihr außergewöhnlich sorgfältiges Eingehen in den eigentlichen Unterrichtsbetrieb und die Methode, wofür sie beachtenswerte Vorschriften und Ratschläge zu geben weiß: Leute von Geist und Einsicht hatten an ihr gearbeitet. Sie war in deutscher Sprache abgefaßt, mit der ausgesprochenen Absicht, dadurch auch die Bürgerschaft für die neue Schule zu interessieren; ferner sollte sie — so war gedacht — als Muster gelten für alle anderen Lateinschulen -es Landes, und an alle Magistrate der Städte, wo solche Schulen waren, wurden deshalb Abschriften dieser Schulordnung gesandt. Indes hat man kaum irgendwelche Beweise, daß sie unmittelbar auf die Gestaltung anderer märkischer Schulen von Einfluß geworden wäre. Ls war die Selbständigkeit der einzelnen Schulkuratoren, Magistrate und Gemeinden noch viel zu große, als daß eine Uniformierung für das ganze Land im geringsten hätte durchgesetzt werden können.
Aber sogar an der Schule zum Grauen Kloster selbst war die Schulordnung nur kurze Zeit wirksam. Die durch Begeisterung der Gründer und Mäzene erfolgte reiche
tz Dieterich a. a. G.
9 Vormbaum, a. a. D.